Fernando
Fernando

 

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22. Mai, 2003

Liebe Freunde,

ich hoffe sehr, dass es Dirks Vater besser geht, wenn Euch mein Brief erreicht, obwohl aus Eurem Brief zu entnehmen ist, dass Ihr das Schlimmste erwartet. Ich hoffe wirklich, dass es nicht dazu kommt. Trotz der traurigen Umstände ist es jedoch gut zu wissen, dass Dirk und sein Vater einander nahe kamen und Momente der Liebe miteinander verbringen konnten.

Ich weiß Dein Schreiben über Deinen und Dirks Vater und deren Erfahrungen während des Krieges sehr zu schätzen und darüber, welche Auswirkungen es auf sie hatte. Es hilft mir, die Deutschen und Euch, meine Freunde, als menschliche Wesen zu verstehen.

Wenn jemand wie ich, der so weit entfernt von Deutschland und auch irgendwie fern der Kriegsgeschichte aufgewachsen ist, an den II. Weltkrieg denkt, dann aus historischer und politischer Sicht. Aber es gibt auch menschliche Verletzungen, wirklich...und Nachwirkungen, die bis heute andauern und die Lehre daraus, dass Krieg und seine Auswirkungen nicht mit dem Ende der Kämpfe beendet sind, es gibt lang andauernde Auswirkungen, die viele Menschen bis in ihre intimste Privatsphäre beeinflussen. Du hast mir eine Tür für eine neue Erfahrung geöffnet, und ich danke Dir dafür.

Also, was Schröders Aussage über den Krieg und die USA betrifft, so habe ich eine Bemerkung zu diesem Thema in zwei verschiedenen Magazinen gesehen, seriösen wohlgemerkt. Ich werde zitieren (und übersetzen, denn sie ist in Spanisch), was der Autor sagt: " In einem Interview, das Schröder dem Magazin, "Der Spiegel", gab, bedauert er, dass er Bushs Kriegspolitik nicht verstanden habe und entschuldigt sich für die radikale Kritik dieser Politik seitens der Mitglieder der deutschen Regierung."

Wir Ihr wahrscheinlich wisst, sprach Heinz Dieterich Steffan am ersten Mai in Havanna vor einer Million Menschen. Er schrieb auch einen sehr guten Artikel, in dem er diese Kritiken an der Inhaftierung der Söldner, die im Auftrag der US-Regierung arbeiten und an der Todesstrafe für die Entführer der Passagierfähre zurückweist.

Ich kann mich nicht erinnern, eine Einladung zu dem Fest [gemeint ist U.Z.- Pressefest vom 20.- 22. 6.03 in Dortmund] erhalten zu haben, aber jedenfalls vielen Dank. Es gibt eine Schwierigkeit mit dem Brief von Klaus Czyborra, er war an die Justizministerin des Staates Wisconsin adressiert. Diese Person hat keine Rechtsbefugnis über mich, da ich Bundesgefängnisinsasse bin. Es gibt in diesem Land Staats- und Bundesgefängnisse. Es wäre der Justizminister der USA, der Rechtsbefugnis über Gefängnisse hat, in denen ich untergebracht bin. Die Suche muss nach meinem Decknamen gehen, der Ruben Campa ist.

Wie Ihr wisst, ist Antonios Wiederaufnahmeantrag am jetzt vergangenen 7. April in Atlanta eingereicht worden, und ein weiterer Antrag wurde am 14. Mai eingereicht. Dieser Antrag bezieht sich auf die Entscheidung der Richter aus dem Februar, dem Antrag mit der Forderung nach einem neuen Prozess nicht stattzugeben. Ich habe beide Antragsunterlagen gelesen, und es sind sehr gute Dokumente. Wir werden sehen, was passiert.

Das Nationalkommitee arbeitet weiter schwer, und es scheint so, dass sie bald die Anzeige für die New York Times bereit stellen können. Es wird von der Sammlung der notwendigen Mittel abhängen, die man braucht, um sie in der Zeitung zu veröffentlichen.

Wir sind geduldig. Wir sind uns dessen bewusst, dass der Kampf ein ziemlich langwieriger ist, aber wir sind uns sicher, mehr denn je, dass wir, dank solcher Freunde wie Euch, zum Sieg kommen.

Eine Umarmung für Euch beide und Grüße an all’ unsere Freunde in Deutschland

Venceremos

gez.: Fernando

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