Gerardo
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Brief von Gerardo vom 25. August 2009

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Übersetzung des Briefes von Gerardo Hernández vom 25. August 2009

Bundesgefängnis Victorville, Kalifornien
25. August 2009

Liebe Josie, lieber Dirk,

Wie geht es Euch? Ich hoffe sehr gut. Ich habe Euren Brief vom 11. August erhalten, und mir gefallen die Fotos, vielen Dank. Eure Nachbarschaft sieht hübsch aus, ich hoffe es ist ruhig da. Wohnt Ihr in einem Mietshaus oder in einem Haus wie die anderen. Kann ich es sehen? Die anderen Fotos, die von Schweden, "überraschten" mich!
Aber zuerst, ich freue mich, dass Ihr dort gewesen seid, um unseren unermüdlichen Bruder Tomas Widen und die anderen Freunde, die sehr aktiv im Kampf für die Befreiung der Fünf sind, zu unterstützen. Ich habe Tomas vor nicht so langer Zeit geschrieben. Aber lasst mich euch erzählen, was mit den Fotos passiert ist: Als Ihr beschrieben habt, wer die Personen auf den Fotos sind, sagte ich zu mir: "Nein, das ist nicht Tomas Widen, ich kenne Tomas, das ist er nicht..."
Dann begriff ich: "Moment 'mal, Josie und Dirk kennen ihn mit Sicherheit besser als ich ... was ist hier los? " Was passiert war, war das: Vor langer Zeit hat Tomas mir Fotos der Gruppe geschickt - große Fotos in Plastikhüllen, die ich noch hier habe - und es gab ein Foto mit nur einem jungen Mann, der auf einer der Veranstaltungen sprach. Ich kann mich nicht erinnern, was er in seinem Brief schrieb, aber aus irgend einem Grund, dachte ich, der junge Bursche sei Tomas. Da er einen Bart und längere Haare trug, schrieb ich Tomas: "Du siehst aus wie der junge Che Guevara..." Hups! Er muss gedacht haben, ich sei verrückt. Jetzt, wo ich den "richtigen" Tomas sehe, brauche ich Euch, damit Ihr ihm das bitte erklärt, falls er sich immer noch wundert ...
Nebenbei bemerkt, wegen meiner Probleme (Verzögerung) mit meiner Post (Euer Brief hat bei der "Lotterie" gewonnen, darum reagiere ich so schnell) habe ich keine Nachrichten über ihren letzten Hungerstreik, aber ich hoffe, sie schaden nicht ihrer Gesundheit, und ich möchte, dass sie wissen, dass wir - die Fünf - wirklich dankbar sind für das, was sie tun.
Ich hatte Euren Brief vom 9. Juni sehr wohl erhalten, ich dachte, ich hätte es erwähnt.
Es ist gut, dass COHA die Kommentare hinzugefügt hat, auch wenn sie den Artikel nicht ändern konnten. Ich glaube, wir haben jedenfalls unseren Stich gemacht. Danke!
Sorgt Euch nicht um die Rechtsdokumente, schließlich habe ich sie dann doch erhalten.
Aber Alarcón musste es erwähnen, weil es nicht korrekt war, was mit denen passiert ist, die der Anwalt geschickt hatte.
Ich bin sicher, dass Alicia und Bill mir die Artikel von Alexander Cockburn geschickt haben, aber ratet 'mal, was passierte? - Ich hörte zuerst aus Deutschland davon! Danke, dass Ihr es mich wissen ließt. Es gibt einen Brief, den Bill mir vor anderthalb Monaten geschickt hatte, und ich warte darauf ... Nach etlichen Tagen, an denen ich sehr wenig oder überhaupt keine Post erhielt, gab man mir gestern 54 Briefe! Ich hoffe, sie haben den alten Stapel gefunden, und ich werde alle noch fehlenden erhalten. Glücklicherweise scheint die herausgehende Post einigermaßen fair zu funktionieren. Um auf die Counterpunch-Artikel zurückzukommen: Ich denke, dass viele Leute die Verbindung zu den beiden aus Nordkorea befreiten Journalistinnen hergestellt haben sollten ... Und habt Ihr jetzt den ganzen "Skandal" in den USA wahrgenommen, als Schottland den todkranken Libyer freiließ, der angeblich die Bombe in das U.S.-Flugzeug gelegt hatte? Und immer noch halten sie Posada Carriles in Freiheit und beschützt in Miami! Er ist nicht todkrank und hat nicht einen Tag für die Sprengung des kubanischen Flugzeuges gebüßt! Welche Heuchelei und Doppelmoral! Ich hoffe, jemand stellt auch diese Verbindung her. Das Gefängnis stand neun Tage lang unter Zelleneinschluss. (... Und wir durften heute unsere zweite Dusche nehmen!) Es wird wohl eine Weile anhalten, also war ich nicht in der Lage, mit Adriana zu sprechen [am Telefon, Anm. d. Ü.] noch mit jemand anderem.
Ich hoffe, es geht Euch sehr gut und auch dem Rest der Familie und allen unseren Freunden dort. Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich "Machetera" schon erwähnt habe, es ist eine Art neuer "Blog", schreibt ein Freund, und das es gut sei. Ich denke, Ihr kennt es schon, aber falls nicht, es heißt www.machetera.wordpress.com . Sie wird Eure Kommentare bestimmt schätzen.
Vielen Dank für alles, was Ihr tut und auch an unsere schwedischen Freunde.

Eine kräftige Umarmung
Gez.: Gerardo

(Anhang: 3 Seiten)


Gerardo

26. Juli 2009

Lieber Gerardo,
Gestern Abend habe ich einen neuen Film im Abendprogramm über Nelson Mandelas Zeit im Gefängnis auf Robin Island gesehen. Er wurde anlässlich seines 91. Geburtstages gesendet. Es ist in Anbetracht der Bedingungen, die er so lange ertragen musste, nämlich 27 Jahre harter Arbeit auf diesem Felsen, erstaunlich. Der Film war ausgezeichnet und konzentrierte sich auf sein Verhältnis zu den Gefängniswachhabenden, die seine Post kontrollierten und im allgemeinen für ihn zuständig waren. Einer der berührenderen Momente war der, als er schließlich Besuch von seiner Familie in einem Raum hatte und nicht über Telefon durch eine Glasscheibe. Während seiner gesamten Haft durfte seine Frau Winnie ihn regelmäßig besuchen. Wenn man an die härtesten Gefängnisse der Welt denkt, kommt einem rasch Robbin Island unter der Apartheid von Südafrika in den Sinn. Ich konnte, als ich den Film sah, nicht verhindern zu denken, dass es Mandela sogar unter diesem grausamen und inhumanen System noch erlaubt war, seine Ehefrau zu sehen. Wie kann es angehen, dass die USA, die sich selbst als die besten Verfechter der Menschenrechte darstellen, härter strafend und grausamer als die Apartheid in Südafrika sind, wenn es um die Besuchsrechte für Dich und Adriana geht?
Heute, am Nationalfeiertag Deines Heimatlandes, denke ich an Dich und Deine vier Brüder. Der Mut dieses Tages von 1953 rieselt weiterhin durch die kubanische Gesellschaft und manifestiert sich in Euch. Ihr gebt die Aktionen der Moncada in Euren Überzeugungen beispielhaft weiter und seid weiterhin eine Quelle der Inspiration für uns.

Für immer bis zum Sieg
gez.: Bill

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