Antiterroristas, 5. September 2004

Aufruf an Michael Moore

Haroldo Romero Pérez, Trabajadores

Lieber Michael,

ich habe mich entschlossen Dir zu schreiben und an Dich zu apellieren, nachdem die Präsidentin der Republik Panama, Mireya Moscoso, am 25. August im Bunde mit der Regierung der Vereinigten Staaten und dem extrem-rechten Flügel in Miami vier Terroristen kubanischer Herkunft begnadigt hat. Sie tat das in Verletzung des panamaischen und des internationalen Rechts, indem sie Männer begnadigt hatte, die in ihrem Land vor Gericht gestellt und verurteilt worden waren, weil sie im November 2000 einen Angriff gegen den Präsidenten Fidel Castro geplant hatten, der auch den Tod von Hunderten von Panamaern zur Folge gehabt hätte.
Am 26. August wurden drei von ihnen lauthals in Miami begrüßt. Die Presse berichtete nicht von der Ankunft des Kopfes der Gruppe, Luis Posada Carriles, der - unter anderen Exzessen - verantwortlich ist für die Zerstörung eines kubanischen Zivilflugzeuges während des Fluges über der Küste von Barbados 1976 mit dem Verlust aller 73 Insassen. Für dieses Verbrechen wird er immer noch von der venezolanischen Justiz gesucht (das Flugzeug kam aus Caracas).
Nichtsdestotrotz gibt es für ihn keinen sichereren Ort als Miami, auf dessen Straßen viele Terroristen kubanischer Herkunft wandeln - darunter auch Orlando Bosch Ávila, der wie Posada Carriles für das Verbrechen von Barbados verantwortlich zeichnet. Bosch wurden seine Verbrechen 1990 von dem damaligen Präsidenten George Bush (senior) verziehen, obwohl er damit gegen einen ausdrücklichen Ausweisungsbescheid, des Justizministers der Vereinigten Staaten verstieß, der Bosch als den gefährlichsten Terroristen des Kontinents bezeichnete.
Bush Senior tat das auf Geheiß seines Sohnes Jeb, der die Gunst von Extremisten der Kubanisch-Amerikanischen Gemeinde erheischen wollte, in der Hoffnung so zum Gouverneur gewählt zu werden. Gemeinsam mit diesen Elementen gelang es Jeb Bush das Amt des Gouverneurs zu gewinnen, das er heute noch genießt. Es ist eine althergebrachte Tradition der Bush-Familie, diese Terroristen zu schützen und dann deren Unterstützung für politische Manöver zu nutzen.
Hätte ich die Möglichkeit gehabt, bei der Erstellung des Drehbuches für Deinen ausgezeichneten Film "Fahrenheit 9/11" mitzuarbeiten, in dem Du so brillant George W. Bush’s sogenannten "Krieg gegen den Terrorismus" demaskierst, hätte ich Dir empfohlen, auch zu untersuchen, was im Dezember 2001 in den Vereinigten Staaten geschah, als die Regierung von Altvater Bush’s Sohn vier lebenslängliche Strafen plus 75 Jahre über fünf Männer stülpte - zwei von ihnen sind US-Bürger - weil sie die vom Weißen Haus geschützten Terroristen bekämpften.
Ich bin sicher, dass Du von der juristischen Farce, die sich da in Miami abspielte, nichts wußtest. Unglaublich ist, was die Richterin in den Urteilen gegen die US-Bürger anmerkte:
"Als weitere besondere Bedingung für eine überwachte Entlassung ist es dem Angeklagten verboten, sich mit Personen in Verbindung zu setzen oder bestimmte Orte aufzusuchen, von denen bekannt ist, dass sich dort Personen oder Gruppen, wie Terroristen, Mitglieder von Organisationen befinden oder häufig aufhalten, die Gewaltakte befürworten und für organisierte Verbrechen stehen."
Ich weiß, diese Beschränkung ist verwirrend, wenn ich sehe, dass gegen keinen der Angeklagten wegen irgend welcher Verbrechen, die mit Terrorismus zu tun haben, ermittelt worden war. Tatsache ist, dass diese Maßnahme getroffen wurde, um diese Terroristen zu schützen, die seit Jahren von Agenturen der US-Regierung finanziert und organisiert werden, und deren kriminelle Aktivitäten diese fünf Männer zu verhindern suchten.
Die oben erwähnten Beschränkungen gelten für René González Sehwerert und Antonio Guerrero Rodríguez (Söhne kubanischer Immigranten, die in Chicago bzw. Miami geboren wurden) weil sie als US-Bürger nach ihrer Entlassung nicht ausgewiesen werden können.
Dagegen können Fernando González Llort (es sollte erwähnt werden, dass er die kriminellen Aktivitäten des o.g. Terroristen Bosch Ávila beobachtete), Gerardo Hernández Nordelo und Ramón Labañino Salazar ausgewiesen werden, weil sie nicht US-Bürger sind, und so die Beschränkungen für sie nicht notwendig waren.
Ich muß Dich, Michael, darüber informieren, dass die Anklage (d.h. die Regierung) die Richterin darum bat, Deine Landsleute Antonio und René daran zu hindern, auf US-Boden den Terrorismus zu bekämpfen (und ich erinnere Dich daran, dass das alles nur drei Monate nach dem 11. September geschah). Dazu kommt, dass die Regierung die genannten Terroristen nicht verhaften ließ, wo doch die Richterin zugegeben hatte, dass sie genau wußte, wo die waren.
Obwohl diese Methode, die Terroristen kubanischer Abstammung, die von Südflorida gegen unser Land operieren, neu ist, haben sie doch schon immer Straffreiheit für ihre Verbrechen genossen. Um es kurz zu machen und weil schon eine Menge an Informationen publik gemacht wurden, will ich nicht weiter darauf eingehen. Aus den gleichen Gründen will ich auch nicht auf die zahlreichen Verfahrensfehler eingehen, die während der Gerichtsverhandlung gemacht wurden, und das jetzt vor dem 11th Circuit of Appeals in Atlanta zur Berufung ansteht, dessen Richter jetzt vermutlich schwer unter Druck gesetzt werden, diese Ungerechtigkeit zu unterstützen.
Mit dieser beispiellosen Verurteilung anti-terroristischer Kämpfer, die die kubanischen Behörden über kriminelle Pläne gegen die Insel informierten, versucht die US-Regierung, Straffreiheit für Terrorismus zu legalisieren, der nicht nur anti-kubanisch sondern auch anti-amerikanisch ist. In ihrem langen Krieg gegen Kuba, haben diese kriminellen Elemente Hunderte von Terrorakten in Deinem Land begangen, wovon 186 US- oder ausländische Interessen berührten und Dutzende von Toten zur Folge hatten, darunter auch US-Bürger.
Dies ist nicht verwunderlich, geht es doch von Leuten aus, die in zahlreiche Skandale verwickelt waren, wie die Ermordung von Präsident John F. Kennedy, Watergate, die Iran-Contra-Affaire und den Wahlbetrug in Florida, der die Präsidentschaft von George W. Bush geführt hat. Die selben Leute, mit der Unterstützung, die sie in den Vereinigten Staaten genießen, bringen die Behörden in anderen Ländern dazu, sich in Mißkredit zu bringen, indem sie sich zu Komplizen und Beschützern von Terroristen machen, wie im Fall der Mireya Moscoso geschehen.
Mein Anliegen ist es, dass Du, wenn Du diese Botschaft liest, sie als Mahnung betrachtest für diejenigen, die die fünf kubanischen, anti-terroristischen Kämpfer ins Gefängnis gebracht haben, über deren Fall, seltsamerweise, die US-Maistream-Presse überhaupt nicht berichtet. Wir Kubaner bewundern Deine bitteren Anklagen in "Fahrenheit 9/11" und teilen die Hoffnung des Präsidenten des kubanischen Parlaments, Ricardo Alarcón, die er an dem Tag, als Deine Dokumentation im kubanischen Fernsehen gezeigt wurde, äußerte, nämlich, dass diese Geschichte Deinen Appetit auf Untersuchungen stimulieren und Dich zu einem weiteren verheerenden Angriff auf Ungerechtigkeit, Verbrechen und Doppelmoral anregen möge

Deutsch: ¡Basta Ya!

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