Der bekannte amerikanische Intellektuelle Saul Landau ist verstorben

10. September 2013
Nachgedruckt aus CubaDebate
Ins Englische übersetzt von freethefive.org

Saul Landau war Schriftsteller, Dokumentarfilmer und amerikanischer Intellektueller, dessen Werk hauptsächlich auf Lateinamerika ausgerichtet war.

Als Absolvent der Madison-Universität von Wisconcin war Landau für seine Dokumentation und Schriften zu amerikanischer Politik und kulturellen Angelegenheiten bekannt. Seine Werke brachten ihm fünf Auszeichnungen ein, einschließlich eines Emmys für den Film, "Paul Jacobs and the Nuclear Gang" (1980), des Edgar-Allen-Poe-Preises für "Assassination on Embassy Row" (John Dinges, Pantheon, 1980) über die Ermordung des damaligen Direktors des "Transnational Institute", Orlando Letelier, und den "Letelier-Moffitt Human Rights"- Preis für sein Lebenswerk in der Verteidigung der Menschenrechte.
Neben seiner Karriere als Filmemacher hat Landau jahrzehntelang die wissenschaftliche Arbeit in über zwanzig Jahren als Forscher an dem "Intitute for Policy Studies" (IPS) in Washington, D.C., mitgestaltet. Er war auch leitender Forscher und früherer Direktor am "Transnational Institute" in Amsterdam.
Er war kürzlich für seine kontinuierliche Unterstützung des kubanischen Volkes und seiner Revolution und seinem Kampf für die Sache der in den Vereinigten Staaten inhaftierten "Cuban Five" mit der Freundschaftsmedaille des Staatsrates der Republik Kuba ausgezeichnet worden.
Möge sich unser Schmerz in eine Verpflichtung zur Vervielfältigung der Solidarität und des Kampfes für die Ideale umwandeln, denen Saul sein ganzes Leben gewidmet hatte.


folgende Erklärung wurde vom "Institute for Policy Studies" herausgegeben:

Das Institut für Politische Studien betrauert den Verlust des Filmemachers und Autors Saul Landau

(Washington, D.C., 10. September 2013) Die Mitarbeiter des "Institute for Policy Studies" und Freunde betrauern den Verlust von Saul Landau, eines preisgekrönten Filmemachers, Autors, Dichters und furchtlosen Menschenrechtsaktivisten. Saul war von 1972 bis zu seinem Tod nach einem Krebsleiden im Alter von 77 Jahren am 9. September 2013 akademisches Mitglied des IPS.
Saul produzierte über 40 Filme und TV-Sendungen, 14 Bücher und Tausende Artikel für Zeitungen, Magazine und Rezensionen. Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen erhielt Saul einen Emmy und einen "George-Polk"-Preis für "Paul Jacobs and the Nuclear Gang," einen Film, bei dem er 1980 gemeinsam mit Jack Willis Regie führte über die Aufdeckung von Gesundheitsgefährdungen im Zusammenhang mit den Atom-Bomben-Tests in den 1950ern.
Abgesehen von seinem umfangreichen Werk wird man sich an Saul wegen seiner stählernen Nerven und seines messerscharfen Verstandes erinnern. "Er stand auf gegen Diktatoren, rechtsradikale kubanische Mörder, aufgeblasene Politiker und Kritiker sowohl von der Linken als auch von der Rechten," sagte IPS-Direktor John Cavanagh. "Wenn er an etwas glaubte, konnte ihn niemand davon abbringen. Diejenigen, die es versuchten, fanden sich gewöhnlich selbst am Ende als die auf trockene aber humorvolle Art Benachteiligten wieder."
Saul mokierte sich ständig über die Heuchelei, die er in der US-Politik insbesondere gegenüber Lateinamerika sah. Sein letzter Film, "Will the Real Terrorist Please Stand Up", erzählt die Geschichte der US-kubanischen Beziehung, gesehen durch die Brille der "Cuban 5", einer Gruppe, die zur Unterwanderung der rechtsradikalen terroristischen Organisationen in Miami ausgeschickt worden war. Als die Spione [vielmehr waren es Agenten, die keine US-Regierungsgeheimnisse an sich brachten, Anm. d. Ü.] die Beweise für von US-Boden ausgehenden Terrorismus dem FBI übergaben, wurden sie selber verhaftet und verurteilt, während die Anti-Castro-Terroristen weiterhin in Florida in Freiheit leben. Etliche Male fuhr Saul in den letzten Jahren seines Lebens gemeinsam mit dem Schauspieler Danny Glover stundenlang quer durch die kalifornische Wüste um einen der Gefangenen der Cuban 5 zu besuchen.
Im Verlauf seiner Karriere machte Saul sechs Filme über Kuba. Sein populärster Film war die Dokumentation "Fidel" von 1968, der während einer einwöchigen Jeep-Tour durch das Land gedreht wurde, die ihm einen beispiellosen Zugang zu dem umstrittenen kubanischen Führer gewährte. Die Premieren des Films wurden sowohl in New York als auch in Los Angeles wegen Brandbombenanschlägen auf die Kinos abgebrochen. "Diese rechtsradikalen Kubaner hatten, wie soll ich es sagen, ‚feste Ansichten' von freier Rede," kommentierte Saul es später. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er noch einen weiteren Film über Kuba in Arbeit, einen über die Homophobie dieses Landes. Das Kubanische Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) verlieh ihm am 7. August 2013 die Freundschaftsmedaille.
1971 gab Saul zwei Filme heraus, einen über die Wahl des chilenischen Präsidenten Salvador Allende, Lateinamerikas, des ersten demokratisch gewählten sozialistischen Führers, und einen über den Liedermacher und Country-Sänger Joe McDonald. Der chilenische Botschafter Orlando Letelier lud ihn dazu ein, einen der Filme in der Botschaft in Washington vorzuführen, und so schlossen sie Freundschaft miteinander. Zwei Jahre später stürzte eine von General Augusto Pinochet angeführte Militärjunta die Regierung von Allende und inhaftierte Letelier.
Saul arbeitete gemeinsam mit anderen internationalen Unterstützern für Leteliers Freilassung und besorgte ihm eine Arbeitsstelle im IPS, von wo aus er der prominenteste Kritiker der chilenischen Diktatur wurde. 1976 nutzen die Agenten Pinochets eine Autobombe, um Letelier und seine Kollegin am IPS Ronni Karpen Moffitt auf der Massachusetts Avenue in Washington, D.C., zu töten.
Saul setzte sofort eine IPS-Untersuchung auf die Morde in Gang. Er verdächtigte das FBI, das während der Nixon-Ära eine ausgedehnte Überwachung und Infiltration des IPS' betrieb.
Im Verlauf der Untersuchungen entwickelte Saul jedoch eine enge Zusammenarbeit mit führenden FBI-Agenten und hielt mit ihnen über Jahrzehnte nach dem Verbrechen eine starke Freundschaft aufrecht.
1980 gab Saul gemeinsam mit dem früheren Washington Post-Reporter John Dinges ein Buch über den Letelier-Moffit-Fall heraus, "Assassination on Embassy Row", das für den Edgar Allan Poe-Preis nominiert wurde.
1995 gaben Saul und seine frühere IPS-Kollegin Joan Garces das Buch, "Orlando Letelier: Testimonio y Vindicación", heraus, um die Bemühungen, Pinochet vor Gericht zu bringen, damit wiederzubeleben. Drei Jahre danach war Saul außer sich vor Freude, als ein Antrag, den Joan beim spanischen Gerichtshof gestellt hatte, darin mündete, dass der frühere Diktator in London verhaftet wurde.
Während Pinochet letztendlich der Strafverfolgung entging, feierte Saul diese Maßnahme der Gerechtigkeit und den Präzedenzfall, den er für das internationale Menschenrecht schuf. Mit offensichtlicher Schadenfreude schrieb er, dass als ein Ergebnis dieser Verhaftung "Gerüchte kursieren, wonach Henry Kissinger vor jeder Reise nach Übersee diskrete Nachforschungen anstelle, um sich zu vergewissern, dass er nicht ‚Pinocheted' würde."
"Sauls Engagements waren aus Stahl geschmiedet," sagte Isabel Letelier, die Witwe von Orlando Letelier und frühere IPS-Mitarbeiterin. "Er war ein untadeliger und beispielhafter Revolutionär."
Saul half auch durch seine Unterstützung der alljährlichen Verleihung des Letelier-Moffit-Menschenrechtspreises, das Streben nach der Gerechtigkeit lebendig zu halten. Seit 36 Jahren hat diese Veranstaltung neue Helden der Menschenrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten und Lateinamerika hervorgehoben. Saul erhielt diesen Preis 1992 selbst. 2008 überreichte ihm die chilenische Regierung nach Auflage von Bernado O'Higgins den mit der höchsten bürgerlichen Ehre ausgezeichneten Preis für Nicht-Chilenen.
Sauls andere Bücher, Filme und Artikel gaben die ganze Bandbreite des US-Kongresses gegenüber Nicaragua, Mexiko und Jamaica wieder, und zuletzt spiegelte sie sich in einer Reihe von Artikeln gegenüber der US-Politik in Syrien wieder. Er arbeitete bis zu seinem Todestag für das IPS, indem er half, eine zweijährige Mitgliedschaft für junge Wissenschaftler einzurichten.
Saul lehrte ebenfalls an der "California Polytechnic University" in Pomona, an der Universität "California-Santa Cruz und der "American University". Dabei nutzte er sein großes Repertoire an lebendigen Geschichten und unkonventionellen Witzen, um seine Studenten zu gewinnen und ihren Geist für alternative Sichtweisen zu öffnen.
"Ein großer Bestandteil seines Vermächtnisses wird darin bestehen, dass er zahllose junge Menschen als Mentor betreute und ihnen die Bedeutung der Geschichte und die radikale Idee beibrachte, dass wir unsere eigene Geschichte machen können," sagte der IPS-Mitbegründer Marcus Raskin.
In seinem Buch von 2007, "A Bush and Botox World", schimpfte er auf die Oberflächlichkeit der amerikanischen politischen und Konsum-orientierten Kultur, indem er an die Leser appellierte "beendet die Erlaubnis für Nachrichtensender, uns in der Rolle der für dumm zu Verkaufenden zu halten und spielt stattdessen eine aktive Rolle im Verlauf unserer kurz bemessenen Zeit in einem langen historischen Drama."
Er hinterlässt seine Ehefrau Rebecca Switzer, seine erste Ehefrau Nina Serrano und seine fünf Kinder, Greg Landau, Valerie Landau, Carmen Landau, Julia Landau und Marie Landau sowie sieben Enkelkinder und vier Urenkelkinder.

Das Institute for Policy Studies wird im Liaison Hotel in Washington, D.C., am Samstag, dem 12. Oktober, um 18:00 eine öffentliche Trauerfeier für ihn abhalten. Eine weitere wird in San Francisco zu einem noch nicht festgelegten Termin stattfinden.

Deutsch: ˇBasta Ya! (jmb)

(Quelle: freethefive.org vom 10. September 2013)

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