GRANMA Internacional, 13. Januar 2006

Die neueste Kennedy-Verschwörungstheorie: "Made in Hamburg" nach Art der CIA

Es ist zwar nichts Neues, Kuba zu beschuldigen, aber es ist sehr gefährlich, argumentiert Gabriel Molina, der Herausgeber der Granma.
Einer der angestrebten Nebeneffekte bei der Ermordung von Präsident John F. Kennedy war die Auslöschung der kubanischen Revolution. Aber dieses Ziel wurde wurde nicht erreicht, und das ist das grundlegende Motiv für die noch 45 Jahre später andauernde Verschwörung.
Die jüngste Intrige wurde in Deutschland wieder neu aufgelegt: "Hamburg, 3. Januar (DPA. Eine Fernsehdokumentation des öffentlich rechtlichen ARD-Senders klagte den kubanischen Geheimdienst des Mordes an U.S.- Präsident John F. Kennedy in Dallas, Texas, an.
Wilfried Huismann, der Regisseur des Dokumentarfilms, fungiert nach Aussage der deutschen Agentur als derzeitiges Instrument für die Versicherung: "Es war Castros Rache für den Versuch der CIA, ihn mit einem vergifteten Stift zu ermorden."
Diese Anschuldigung sollte nicht unterschätzt werden. Die schockierende Ermordung versetzte der Welt einen solchen Schlag, dass sich manch einer sogar bis heute daran erinnert, wo er zu jener Zeit war, wenn er wieder ins Gedächtnis gerufen wird.
Was mich betrifft, so war ich am 22. November 1963 in dem malerischen Restaurant La Percherie im Hafen von Algier und saß in freudiger Erwartung der ausgezeichneten Schnecken des Hauses zusammen mit Helen Klein, der U.S.-Pressechefin von Präsident Ahmed Ben Bella. Plötzlich erhielten wir die schreckliche Nachricht.
"Päsident Kennedy ist ermordet worden!" "Nun werden sie Kuba die Schuld geben," sagte ich sofort zu ihr.
"Übertreib' nicht," antwortete sie.
Wir gingen schnell zur Prensa-Latina-Agentur in der Rue Claude Debussy 26, wo ich als Korrespondent arbeitete, um mehr Information darüber zu bekommen. Da hörte ich, wie die Radiosender es wiederholten, die kubanische Regierung sei für die Ermordung verantwortlich. Überrascht fragte mich Helen, wie ich das erraten hätte.
"Ich bin Hellseher," erklärte ich. "Aber für die Vereinigten Staaten ist Kuba die Ursache allen Übels. Teils aus Hysterie und teilweise, weil sie nach einem Vorwand suchen, uns abzuurteilen und zu zerquetschen."
Doch nach wenigen Stunden löste sich die Anklage mit der gleichen Geschwindigkeit in Luft auf, wie sie gekommen war. Ab diesem Zeitpunkt hüllte sich alles in Geheimnisse.
15 Jahre später wurde die selbe Anklage aus Washington zum x-ten Mal in Umlauf gebracht. Der Sonderausschuss zur Untersuchung der Ermordung von John F. Kennedy, seinem Bruder Robert und Martin Luther King bearbeitete viele Theorien über die Ermordung des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Wieder einmal verbreiteten sie über die Medien den Versuch, Verdächtigungen auf die Beteiligung der kubanischen Regierung zu lenken.
Ein Washingtoner Journalist mit engen Verbindungen zum FBI offenbarte mir im Vertrauen, dass die Version ursprünglich von der CIA kam, die ein Memorandum verbreitete, wonach Oswald den Mord im Namen der kubanischen Regierung begangen hätte. Er fügte hinzu, dass das FBI die Medien gezwungen habe, die Anklage zurückzuziehen.
Als ich den altgedienten Journalisten fragte, warum sich das FBI bemüht habe, der CIA die Genehmigung dafür zu entziehen, erklärte er, dass sie die Initiative für unverantwortlich hielten und dass sie so unberechenbare Konsequenzen, wie einen dritten Weltkrieg, auslösen könne.
Die erste bedeutende Untersuchung der Ermordung unternahm die Warren-Kommission. Sie erwog diese Theorie und verwarf sie wieder, indem sie konstatierte, dass es keine solche Verschwörung gegeben habe.
Die Kolumne von Drew Pearson und Jack Anderson begann jedoch 1967, erneut identische Anklagen zu erheben. Die Medien verschärften den Ton, indem sie jedesmal auf Kuba deuteten, wenn neue Hinweise für die Beteiligung des Establishments auftauchten, dass Oswald kein Einzeltäter war. Es sollte angemerkt werden, dass Anderson im Laufe seiner Karriere zumindest dem CIA sehr nahe gestanden hatte. Es gab so viele Beweise, dass der Kongress entschied, einen eigenen Sonderausschuss unter Leitung des afro-amerikanischen Kongressmitglieds Louis F. Stokes für die Untersuchung der Morde an John F. Kennedy und Robert Kennedy und Martin Luther King einzurichten. Nach über einem Jahr eifriger Ermittlungen kam der Stokes-Ausschuss zu interessanten Schlussfolgerungen.
Zu den Befunden besagt Anhang C, Absatz 2, dass die kubanische Regierung nach den verfügbaren Beweisen nicht an der Ermordung von Präsident Kennedy beteiligt gewesen sei.
Nach den Befragungen innerhalb der Vereinigten Staaten und Kubas zu den Motiven für die Ermordung war Kennedys Absicht zu Tage getreten, die Beziehungen zu Kuba zu normalisieren und außerdem waren andere nicht minder bedeutende Beweggründe aus der Innenpolitik dazu aufgetaucht.

Unmoralische geheime Absprachen zwischen CIA und Mafia

Der Sonderausschuss kam zu dem Ergebnis, dass Carlo Marcello, der "Capo" von New Orleans und einem Teil von Texas, Santo Trafficante aus Florida und James Hoffa, Präsident der Drogenhandelsgesellschaft, Motive, Mittel und Gelegenheit hatten, Präsident Kennedy zu ermorden.
Trafficante war ein zentrales Angriffsziel des Kampfes der Kennedy-Administration gegen das organisierte Verbrechen. Sein Name stand unter den 10 ersten, die zur Untersuchung und Bekämpfung anstanden.
Als Robert Kennedy die unmoralische geheime Zusammenarbeit der CIA mit der Mafia entdeckte, verbot er den daran beteiligten Beamten solche Verbindungen, ohne ihn zu informieren. Aber sie machten unter der Leitung von Richard Helms so weiter wie bisher.
Der Bericht des Ausschusses stellte fest, dass Trafficantes Stellung im organisierten Verbrechen und dem Drogenhandel und seine Rolle als erstes Bindeglied für kriminelle Personen innerhalb der kubanischen Gemeinde ihn insgesamt dazu ausstattete, eine Verschwörung für die Ermordung Kennedys zu organisieren, wie er es auch zuvor im Fall Fidel Castros getan hatte.
Der Ausschuss ermittelte, dass es eine mögliche Verbindung zwischen Trafficante und Jack Ruby gegeben habe, insbesondere 1959 in Havanna, als Ruby in der Tat als Kurier im Interesse der Cosa Nostra unterwegs war, um Spendengelder aus der kubanischen Hauptstadt nach Miami zu transferieren. Kuba lieferte dafür die Beweise.
Doch der Ausschuss war nicht in der Lage, irgend einen direkten Beweis für Trafficantes oder Marcellos Beteiligung an der Ermordung des Präsidenten zu finden. New Orleans, die Reichshauptstadt des letzteren[Marcello], stellte sich als bedeutende Szene für terroristische Verschwörungen heraus. Charaktere von der Sorte Orlando Bosch, Luis Posada Carriles, der Guillermo-Brüder sowie Ignacio Novo Sampoll, Eladio del Valle, Jorge Mas Canosa, Hermino Días und andere pflegten dort zu verkehren.
Der Sonderausschuss bestätigte auch die Theorie, dass sich diese Terroristen kubanischer Herkunft dem Verbrechen verschrieben hatten. Der selbe Mann, der die Pläne zur Ermordung Fidel Castros schmiedete, tat desgleichen bei der Ermordung Kennedys. Kurz bevor er getötet wurde, erzählte John Roselli dem Kolumnisten Jack Anderson, dass Kubaner in Trafficantes Bande an der Ermordung beteiligt gewesen seien.
Der Bericht räumt ein, dass der erbitterten und wütenden "Anti-Castroitis" der Boden entzogen worden sei, deren Resentiments sich auf Kennedy gerichtet hätten, der seinerseits kurz vor seinem Tod William Atwood angewiesen habe, die Möglichkeit einer Normalisierung der Beziehungen mit kubanischen Vertretern zu diskutieren. Der zu diesen Gesprächen kubanische Delegierte war Carlos Lechuga, damaliger UN-Botschafter. Mc George Bundy, Kennedys Sicherheitsberater, sagte aus, dass der Präsident einen Bericht über den Fortschritt der Gespräche angefordert habe, wenn er aus Dallas zurück sei. Robert Kennedy versuchte sogar nach dem Tod seines Bruders, die Maßnahmen gegen Kuba zu unterdrücken, aber der neue Präsident Lyndon Johnson verhinderte dies.
Der Stokes-Ausschuss bestätigte, dass Oswald Kontakte zu Konterrevolutionären kubanischer Herkunft in den Vereinigten Staaten gehabt habe und stimmte dafür, einen wachsamen Blick auf solche Aspekte zu werfen, die von der eng mit den Cubano-Amerikanern verbundenen CIA nicht untersucht worden waren. Er entschied sich, die Gruppen rigoros zu untersuchen, die, abgesehen von ihrer Motivation, die Fähigkeit und die Hilfsmittel hatten, um in die Ermordung verwickelt gewesen zu sein.
Es gab in der Phase zwischen dem Triumph der kubanischen Revolution und der Ermordung Kennedys viele Terrororganisationen. Aber es wurde festgestellt, dass es eine Verbindung zu Oswald und zu zwei von ihnen gab: zu Alpha 66 und der kubanisch-revolutionären Junta (JURE).
Der Stokes-Ausschuss hörte eine Zeugenaussage von Marita Lorenz an, einer schönen Spionin, die von Frank Sturgis rekrutiert worden war. Sie gab ein Treffen wieder, an dem sie in Miami im Hause von Orlando Bosch teilgenommen hatte, bei dem Pedro Luis Díaz Lanz und Oswald einen Besuch in Dallas planten. Sie fügte hinzu, dass sie mit Bosch, Sturgis, Díaz Lanz, Oswald, Gerry Hemmings und den Novo Sampoll-Brüdern am 15. November in zwei Caravans gemeinsam dorthin gefahren sei. Es habe in ihren jeweiligen Hotelzimmern vor Ort verschiedene Schusswaffen gegeben und sie hätten Besuch von Jack Ruby erhalten, dem späteren Scharfrichter Oswalds. Vor kürzerer Zeit sagte Lorenz aus, dass Howard Hunt (für die Kubaner Eduardo) Sturgis dort am 21. November Geld für eine Operation an einem nicht benannten Schauplatz überreichte und zwei oder drei Stunden nach der Ermordung nach Miami zurückkehrte.

Phillipps wickelte das schmutzige Geschäft ab

Antonio Veciano, der Gründer von Alpha 66, erzählte dem Ausschuss, dass er sich im Kontext seiner Aktivitäten gegen die kubanische Regierung bei vielen Gelegenheiten mit einem CIA-Beamten getroffen habe, der sich Bishop nannte. Und dass im August 1963 in Dallas, Texas, letzterer mit ihm in Begleitung einer Person in einem Bürogebäude Kontakt aufgenommen habe, die er nach dem Tod Kennedys als Lee Harvey Oswald identifiziert hätte.
Später vertraute Veciana dem Autor Gaeton Fonzi an, dass Bishops richtiger Name David Atlee Phillips gewesen sei, der als Geschäftsmann getarnt, für die CIA in Havanna gearbeitet und im Apartment 502, 106 in der Humboldtstraße gewohnt habe.
Seit 1960 war Atlee Phillips in Miami Propagandachef für die Kuba-Invasion von `61, gemeinsam mit Howard H. Hunt, dem Hauptorganisator von Watergate. 1954 gelang es den beiden, die Arbenz-Regierung in Guatemala zu stürzen. Der kubanische Geheimdienst bestätigte die Identität dieses CIA-Beamten, der cubano-amerikanische Terrorgruppen organisierte, der dann 2003 Druck auf die Bush-Regierung ausübte, um die Freilassung von Posada Carriles und seiner Komplizen sicherzustellen.
Eines der Mitglieder der JURE-Gruppe, Silvia Odio, bezeugte 1964 vor der Warren-Kommission, dass ein Mann, den sie über die Medien als den Oswald identifiziert habe, der Kennedy tötete, im September 1963 gemeinsam mit zwei anderen Männern von lateinamerikanischer Erscheinung ihre Wohnung aufgesucht hätten. Sie fügte hinzu, dass die beiden spanisch sprechenden Männer ihr mitgeteilt hätten, dass sie Mitglieder der JURE seien.
Einer von ihnen habe sich León Oswald genannt, und der sei für sie Lee Harvey Oswald gewesen. Der kubanische Geheimdienst identifizierte die anderen beiden als die für eine lange Reihe von Morden und anderer Terrorakte verantwortlichen Novo-Brüder.
Silvia lieferte dem FBI die gleiche Zeugenaussage und fügte hinzu, dass Leopoldo sie zwei Tage später wieder angerufen und ihr mitgeteilt habe, dass man Kennedy nach der Niederlage in der Schweinebucht nach Aussage von León hätte töten müssen. Zwei Monate später wurde Kennedy ermordet.
Am selben Tag lieferte Nicholas Katzenbach, früherer Sekretär des Justizministeriums der Johnson-Administration, Hinweise und machte Anspielungen auf die inneren Konflikte und schlechten Beziehungen zwischen dem FBI und der CIA während der Untersuchungsphase.
Richard Helms räumte ein, die CIA-Ermordungen seien politisch motivierte Aktionen gewesen
Am Tag nach dem 22. September löste Richard Helms unter gewissen Kongressmitgliedern Entrüstung und unter der Mehrheit Schockierung bei seinem siebenstündigen Auftritt vor dem ausgewählten Komitee zur Beantwortung der Fragen in Bezug auf die Effektivität der CIA-Untersuchungen nach der Ermordung und zu der Frage, ob er die relevanten Informationen, die er besaß, an andere weitergegeben hätte, aus. In der Zeit von Kennedys Ermordung war Helms der Leiter des Geheimdienstes der CIA, und ein Jahr später ernannte ihn Präsident Johnson zum stellvertretenden Direktor der CIA und 1966 zu deren Direktor.
Der Kongressabgeordnete Christopher J. Dodd fragte, ob die Warren-Kommission über die Anschläge auf Fidel Castros Leben informiert gewesen sei und offenbarte seinen Ärger über die Kontakte der Agentur zum organisierten Verbrechen.
Helms antwortete, er habe die Warren-Kommission nur über das informiert, über das sie ihn befragt habe.
Auf die beharrliche Nachfrage von Kongressmitgliedern sagte er aus, dass zu den Aktivitäten gegen die kubanische Revolution Sabotageakte auf Elektrizitätswerke und Zuckerraffinerien, das Abbrennen von Zuckerfeldern und viele Arten von Terroraktionen gehört hätten. Er fügte hinzu, dass dies eine politische Aktion sei, für die nicht nur die Agentur beschuldigt werden könne. Der Präsident, das Pentagon, das Justizministerium, das Verteidigungsministerium, das Außenministerium und das Innenministerium seien über die Pläne vollständig im Bilde gewesen und hätten sie genehmigt.
Helms, ein hochgewachsener Mann mit ergrautem, schüttererem Haar und kultivierten Manieren, begegnete seinen Befragern mit großer Gelassenheit und einem Anflug von guter Laune. Sein distinguiertes Auftreten machte es nicht leicht, den Mann an ihm wahrzunehmen, der von seinem Schreibtisch aus Morde in Auftrag gab. Kalt und steril sprach er über kriminelle Anschläge in Komplizenschaft mit Mafia-Killern.

Oswalds Kontakte mit der CIA gehen bis auf 1960 zurück.

Ein anderes der Dokumente, über die er befragt wurde, bezog sich auf den ersten Kontakt der CIA mit Oswald, obwohl er der Warren-Kommission mitgeteilt hatte, es gebe keine, gingen sie auf 1960 zurück. Eine der CIA-Mitschriften besagte, dass Allan Dulles, obwohl selber Mitglied der Kommission, seine Untergebenen angewiesen habe, wie sie die Beziehungen der CIA zu Oswald kaschieren sollten.
Helms antwortete ausweichend auf diese Fragen.
Drei Tage zuvor hatten Thomas J. Kelly und James J. Rowley, die für den Schutz des Präsidenten verantwortlichen Inspektoren bzw. Chefs des Geheimdienstes, ganz Amerika mit der Aussage schockiert, dass der Geheimdienst nicht von der CIA informiert worden sei, obwohl diese im Besitz von Informationen gewesen sei.
"Wir hätten sonst gewusst, was am Todestag von Präsident Kennedy zu tun gewesen wäre," erklärten Kelly und Rowley den Mitgliedern des Sonderausschusses.
Diese und andere Untersuchungsergebnisse ließen den Ausschuss zu dem Schluss kommen, dass es einen Mangel an Kooperation und Koordination unter den verschiedenen ausführenden Organen der Regierung gegeben habe, dass der Geheimdienst für den Schutz des Präsidenten und für die Analyse der Informationen, die er besaß, versagt hatte. Außerdem fehlte es an Personal für seinen ausreichenden Schutz.
Im Absatz 5 wird zwar versichert, dass weder der Geheimdienst (des Präsidenten) noch das FBI, noch die CIA beteiligt gewesen seien, aber er kritisiert sie, nicht genügend analysiert, ermittelt und Informationen, die sie über die Gefahren, die Kennedys Besuch in Dallas bedrohten, nicht genutzt oder ausgetauscht zu haben.
Der Bericht empfahl dem Justizministerium, die Ermittlungen fortzusetzen, weil sie Hinweise auf Verschwörung gefunden hätten, nach denen die italo-amerikanische Mafia und Gruppen der cubano-amerikanischen Mafiosi daran teilgenommen hätten. Er besagte, dass dies, historisch gesehen, die Aufgabe der CIA gewesen wäre, aber die sei beeinflusst gewesen. Er bestätigte, dass es nicht möglich gewesen sei, zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen, da die CIA es abgelehnt habe, bestimmte Informationen zu entschlüsseln. Gleichzeitig wurde die CIA dafür kritisiert, diese in Miami ansässigen Gruppen kubanischer Herkunft nicht rigoros untersucht zu haben.
Die Entscheidung, das Justizministerium zu bitten, die Ermittlungen weiterzuführen, zog ebenfalls die Tatsache in Betracht, dass die Analysen des gefilmten und akustisch aufgenommenen Beweismaterials auf die Möglichkeit einer zweiten Person auf dem Dachboden, von wo Oswald vermutlich geschossen hatte, hindeuteten und dass es damals wahrscheinlich mehr als einen Heckenschützen gegeben habe.
Der Bericht betonte auch, dass das FBI die Möglichkeit einer Verschwörung nach der Ermordung nicht untersucht habe und dass die Untersuchung der CIA unzureichend gewesen sei und zwar sowohl vor als auch nach der Ermordung.
Außerdem sei die Polizei von Dallas sowie auch die gesamte Bevölkerung von Texas zu jener Zeit dem Trommelfeuer einer Anti-Kennedy-Propaganda ausgesetzt gewesen, sie hätten daher selbst ihre Unfähigkeit, ihn zu schützen, demonstriert. Die Anti-Kennedy-Stimmung habe ein derartiges Ausmaß erreicht, dass am Morgen des schicksalhaften 22. Novembers 1963 Pamphlete gegen den Präsidenten verteilt worden seien.
Das Aggressivste wurde in einer Tageszeitung von Dallas inform einer ganzseitigen Anzeige veröffentlicht und zeigte ein Foto von Kennedy mit dem folgenden provokativen Text: "Gesucht wegen Landesverrat: Dieser Mann wird wegen Landesverrat an den Vereinigten Staaten gesucht."
Sogar nach der Ermordung gab es ernsthaften Widerstand gegen die Überführung Oswalds. Der Fotograf seiner beiden Bewacher, die gerade in die andere Richtung blicken, als sich Ruby nähert, um den Angeklagten ungestraft erschießen zu können, ist ein Meister seines Fachs. Auf diese Weise wurde die für die Enthüllung der Motive und der komplexen Sachverhalte des Falles am besten geeignete Person zum Schweigen gebracht. Trotzdem wurden die an diesem Tag diensthabenden Beamten nicht entlassen, sondern danach befördert.
Es war nicht nur Veciano, der die Absichten der CIA erwähnte, die kubanische Regierung in den Fall zu verwickeln zu wollen. Es war für alle Welt verdächtig, dass die CIA über lange Zeit vor dem Anschlag versucht hatte, Oswald mit der Insel in Verbindung zu bringen und sogar Druck auf einen mexikanischen Angestellten des kubanischen Konsulats ausgeübt hatte, diese Version zu bekräftigen.
Die Anklagen gegen Kuba blieben lebendig, bis der Stokes-Ausschuss sie 1978 nach seinen Ermittlungen in Mexiko und Havanna, wo sie sich mit Fidel Castro getroffen hatten, verwarf. Herr Azcue, der kubanische Konsul in Mexiko, der Oswald wenige Wochen vor der Ermordung ein Visum verweigert hatte, trotz dessen aufgeregter Beharrlichkeit, die schon vor den Sitzungen bezeugt worden war.
Diese Sitzungsperiode machte uns neugierig, was Präsident Kennedy wohl genau sagen wollte, als er seinem Mitarbeiter Clark Gifford kurz nach Invasion der Schweinebucht anvertraute: Es geht etwas sehr Schlimmes innerhalb der CIA vor, und ich möchte wissen, was es ist. Ich möchte die CIA in Tausend Stücke reißen und sie in alle vier Winde zerstreuen.
In seinem Abschlussbericht bemerkt der Stokes-Ausschuss, dass die CIA sich geweigert habe, bestimmte wichtige Dokumente freizugeben. Als Frank Carlucci, der 1978 stellvertretender Direktor der CIA und 1987 Präsident Reagans Sicherheitsberater war, in einer der Anhörungen befragt wurde, sagte er aus, dass sie aus hochempfindlichen Quellen stammten und hätten geschützt werden müssen.
Eines der von dem Stokes-Ausschuss gefundenen wichtigsten und beunruhigensten Beweisstücke war die Tonbandaufnahme, die man in der Polizeistation von Dallas gefunden hatte, auf der vier Schüsse zu hören sind und nicht drei, wie die Warren-Kommission festgestellt hatte. Dieser Befund wurde durch die Aussage der Ehefrau von Gouverneur Connally erhärtet, dass noch ein zweiter Schuss auf ihn abgegeben worden sei und nicht nur der eine, der den Präsidenten am Hals verwundete.

Schuldige Drahtzieher und physische Mörder

General Fabian Escalante, einer derjenigen, der in dem Fall auf kubanischer Seite ermittelte, hat ausgesagt, dass man durch bestimmte Zeugenaussagen und eine Analyse der Fakten und Bezugselemente aufgrund der Information aus den Akten des Staatssicherheitsdienstes in Havanna zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Identität der schuldigen Parteien denen der Ermittler entsprächen: Die CIA, die Mafia und kubanische Konterrevolutionäre planten die Ermordung und führten sie aus. Er fügte hinzu, dass, nachdem er die Beschreibungen der Zeugen des Verbrechens studiert habe, insbesondere diejenigen, die von dem früheren Richter Garrison dargelegt worden waren, ist es anzunehmen, dass die Scharfschützen kubanischer Herkunft Eladio del Valle und Hermino Díaz angewiesen worden seien zu schießen und danach in einem Nash-Rambler-Lastwagen zu flüchten. Und dass der Anschlag von zwei Gruppen organisiert worden sei, einer unter der Leitung von Jack Ruby und der anderen von Frank Sturgis, späterer Chef der Watergate-Klempner.
Die Teilnehmer von der Mafia, fuhr Escalante fort, seien Santos Trafficante, Sam Giancama, John Roselli und in einem geringeren Maße, Carlos Marcela und Jimmy Hoffa gewesen.
Unter den Anstiftern der CIA erwähnte er auch David Atlee Phillips und Richard Helms, Berater für antikubanische Operationen, General Cabell, den früheren stellvertretenden Vorsitzenden der CIA. Gerry Hemmings und andere hochrangige Beamte.
Der Skandal, der von der Presse weltweit aufgegriffen wurde, führte dazu, dass der Ausschuss die CIA-Exekutive anwies, die Mehrzahl der Dokumente freizugeben, womit es ihm gelang, die Proteste zu beruhigen. Aber es auch zu tun, hätte bedeutet, sich selbst zu belasten.
Unfähig die Ermittlungen zur Erfüllung des Kongressmandats im Dezember 1978 fortzusetzen, machte der Ausschuss den bemerkenswerten Vorschlag, dass das Justizministerium mit den Ermittlungen fortfahren sollte, um das Geheimnis zu lüften.
Aus diesem Grunde durfte Carter auch kein zweites Amtsmandat erringen. Das musste mit Provokationen verhindert werden, wie mit dem Angriff auf die Botschaften, die in den "Mariel-Exodus" aus Kuba mündeten. Aus diesem Grunde haben die Administrationen von Reagan, Bush, Clinton und Bush Junior, die den Handschuh hätten aufnehmen müssen, 27 Jahre nach der Untersuchung und 42 Jahre nach der Ermordung keinen Finger dafür gekrümmt, die Aufgabe zu übernehmen.
Die wichtigste Dokumentation über die Schüsse in Dallas wurden als geheim in einer Stahlkammer der Archive der CIA, des FBI und des Pentagon zurückgehalten und sollen vor 2013 nicht freigegeben werden.
Ein Jahr nach der Ermordung waren über 22 der Leute, die in den Fall verwickelt waren, verstorben, auf mehr oder weniger mysteriöse Weise, unter ihnen die Hauptdarsteller: Oswald und Ruby.
Die Liste [der Verstorbenen, Anm.d.Ü.] hat sich seit 1963 verlängert. Bei der Steigerungsrate ist es unwahrscheinlich, dass dann noch irgend ein Zeuge lebt. Und was noch schlimmer ist, keiner der Schuldigen wird dann noch am Leben sein. Heute ist das dunkle Geheimnis für jeden transparent außer für diejenigen, für es das sein sollte, weil die ersten Protagonisten sich einen schrecklichen Einfluss auf die U.S.-Regierung verschafft haben. Der deutsche Wilfried Huismann ist nichts anderes als ein weiterer Bauer in diesem Schachspiel. Aus dem Grunde ignoriert er bösartigerweise diese Quellen. Diese Verschwörung in Hamburg versucht, die Medienaufmerksamkeit von Luis Posada Carriles abzuziehen, um ihn freizulassen.
Denn, wenn Carriles seine Drohung wahrmachen sollte, alles auszuplaudern, was er weiß, wird Nixons Watergate nur noch als ein Kratzer an der Oberfläche der verdeckten Perversität erscheinen.
http://www.granma.cu/ingles/2006/enero/vier6/03kennedy-i.html

Deutsch: ¡Basta Ya!

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