Miami Herald, 5. März 2004

Spione fechten ihre Verurteilungen an

Eine Woche bevor die Anwälte die Verurteilung von fünf kubanischen Spionen anfechten, haben Verbündete eine ganzseitige Anzeige in die New York Times gesetzt und bitten um Unterstützung für die inhaftierten Männer.

Von GAIL EPSTEIN NIEVES AND ELAINE de VALLE
gepstein@herald.com

Wurden fünf kubanische Spione 2001 unfair in einem unsauberen Prozess im anti-Castro Miami verurteilt? Oder setzte sich vor einem unparteiischen Richter und unparteiischen Geschworenen die Gerechtigkeit durch, nachdem die Männer von einer handfesten Verteidigung profitierten?
Bundesberufungsrichter werden bei einer Anhörung am Mittwoch beide Seiten hören, wenn die Anwälte der fünf Männer zurück vor Gericht gehen, um ihre Verurteilungen anzufechten.
Die fünf, die zugegeben haben, dass sie als Geheimagenten im Auftrag von Havanna arbeiten, wurden wegen Anklagen im Zusammenhang mit Spionage verurteilt, für die Infiltrierung von US-Militäreinrichtungen und anti-Castro-Gruppen.
Spionagemeister [spymaster] Gerardo Hernández wurde außerdem wegen Mordverschwörung im Zusammenhang mit dem Abschuss zweier Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" [Brüder zur Rettung] - ein Ereignis bei dem vier Piloten der "Brüder" ihr Leben verloren.
Die Spione wurden in Kuba zu Helden gemacht. Außerdem sind sie Gegenstand einer starken von der kubanischen Regierung gesponserten Kampagne, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu verändern, sowohl international als auch in den Vereinigten Staaten, sagen diplomatische Quellen in den USA.
Verbündete der fünf plazierten am Mittwoch eine ganzseitige Anzeige in die New York Times, in der sie die [US-]Amerikaner auffordern, sich dem Ruf nach ihrer Entlassung anzuschließen. Die Anzeige wurde vom National Committee to Free the Cuban Five, einer in San Francisco ansässigen Organisation, aufgegeben.
Gloria La Riva, die Koordinatorin der Gruppe, hat den Anruf eines Reporters am Donnerstag nicht beantwortet. Aber sie hat dem Nuevo Herald letzten Monat erzählt, die Organisation habe $50.000 von Spendern aus verschiedenen Städten der USA, Europa und Lateinamerika gesammelt.

Gruppen in Miami

Sie sagte $10.000 seien von einer Koalition aus anti-Embargo, pro-Normalisierungs-Gruppen in Miami gekommen - einschließlich der Antonio Maceo Brigade, Alianza Martiana [Martianische Allianz], der Association of Cuban Workers [Vereinigung Kubanischer Arbeiter] und der Afro-Cuban Cultural Rescue [Rettung der Afro-kubanischen Kultur].
Maggie Khuly - deren Bruder Armando Alejandre Jr. einer der abgeschossenen "Brüder"-Piloten war - sagte, sie fürchte die Kampagne würde Fehlinformationen verbreiten.
"Ich befürchte, dass die Menschen im ganzen Land und der Welt diese einseitige Sicht bekommen" sagte sie.
Aber am Ende fügt sie hinzu: "ich glaube nicht, dass sich das US-Justizsystem von der Propaganda der kubanischen Regierung verändern lässt."
Nächste Woche werden die Anwälte vor dem in Atlanta ansässigen 11th Circuit Court of Appeals ihr bestes geben.
Aber sie müssen schnell reden.
Jede Seite - die Anklage und alle fünf Verteidiger zusammen - bekommen 15 Minuten, um ihr Ding zu bringen. Außerdem haben sie umfangreiche Akten eingereicht.
Besondere Aufmerksamkeit wird die Berufung von Hernández auf sich ziehen.

Warnungen im Voraus

Hinweise zeigen, daß ihn seine kubanischen Auftraggeber mehrfach im Voraus gewarnt hätten, dass eine "Konfrontation" mit den Flugzeugen der "Brüder" geplant sei, und beauftragten ihn, seine Mitspione, die die "Brothers to the Rescue" infiltriert hatten, an bestimmten Tagen von den Flugzeugen der Gruppe fernzuhalten. Paul McKenna, der Anwalt von Hernández, behauptet, die Regierung habe nicht bewiesen, dass sein Klient wusste, dass seine Bosse sich auf eine derart drakonische Aktion vorbereiteten.
"Hernández wusste - wie die US-Regierung, die US-Bürger und die Vereinten Nationen - von der hohen Wahrscheinlichkeit, dass Kuba weitere Flüge der "Brothers to the Rescue" in kubanischen Luftraum unterbinden und bekämpfen würde", heißt es in Mc Kennas Berufungsantrag.
"Was der Beweisführung nicht gelungen ist, ist es, zu zeigen, das Hernández davon wusste oder daran beteiligt war, sodass Kubas Reaktion auf die Provokationen der "Brüder" eine Verurteilung wegen Mordes ersten Grades rechtfertigen würde," heißt es in seinem Antrag.

Deutsch: ¡Basta Ya!

Zurück