Treffen mit Olga Salanueva und Adriana Pérez, den Ehefrauen von René González und Gerardo Hernández in der Botschaft Kuba, Außenstelle Bonn, am 2. November 2007

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Olga und Adriana

In der Begrüßungsansprache dankte José Carlos Rodríguez Ruiz, der kubanische Gesandte und Leiter der Außenstelle Bonn, den über 120 Teilnehmern der Veranstaltung im vollbesetzten Saal für ihr Erscheinen und stellte die beiden Ehefrauen von René González Sehwerert und Gerardo Hernández Nordelo, zwei der fünf kubanischen politischen Gefangenen in den USA, Olga Salanueva Arango und Adriana Pérez O'Connor sowie deren Begleiterin Ana Mayra, Mitglied des Rats der kubanischen Nationalversammlung, vor und informierte über den geplanten Ablauf des folgenden Programms.
Nachdem ein Konzertgitarrist, die Zuhörer musikalisch eingestimmt hatte, ergriff zunächst Adriana Pérez das Wort.
Adriana begann mit den Terroranschlägen, denen Kuba seit 48 Jahren ausgesetzt war und referierte ausführlich die Chronologie der Ereignisse, wonach sich die kubanischen Behörden dann in den 1990ern gezwungen sahen, ihre Agenten in die Terrornetzwerke von Südflorida zu schicken und darüber, wie durch die Ermittlungstätigkeit der Fünf zahllose Leben gerettet werden konnten, bevor sie schließlich durch das FBI verhaftet wurden. Sie wies daraufhin, dass die nun folgenden Verstöße seitens der US-Behörden im Umgang mit den Fünfen sowohl gegen US-Gesetze als auch gegen internationales Recht von Amnesty International und von der UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen als solche gegenüber der US-Regierung angemahnt worden seien. Sie sagte unter anderem, in dem bisherigen Verhalten der US-Administration entlarve sich deren Doppelzüngigkeit im angeblichen Kampf gegen den Terror.
Olga Salanueva schloss sich ihrem Bericht mit der Darstellung des Prozessverlaufs, einschließlich der Berufungsverfahren im Justizskandal um die Fünf an und schilderte die Umstände der Trennung von ihren Söhnen, Vätern und Brüdern. Sie berichtete über die Einschränkung ihrer aller Besuchsrechte, die speziell für Olga und Adriana darin gipfelt, ihre Ehemänner überhaupt nicht besuchen zu dürfen. Olga hat ihren Ehemann René nach ihrer Ausweisung aus den USA 2000 seit über sieben Jahren, nicht mehr gesehen und Adriana ihren Ehemann Gerardo seit über 9 Jahren nicht mehr. Sie empfinden dieses auch von zahlreichen Organisationen und Prominenten in der ganzen Welt angeprangerte illegale Druckmittel, das von Anfang an eingesetzt wurde, um die Moral der Gefangenen zu brechen, als psychologische Folter. [Wir berichteten an dieser Stelle zu den jeweiligen Anlässen bereits ausführlich, ein Überblick befindet sich in der "Chronologie der Ereignisse im Fall der `Cuban Five'".] Beide Frauen betonten, dass sie in Kuba seit der Verhaftung der Fünf zu einer einzigen Familie zusammengerückt seien, um das Unrecht in aller Welt bekannt zu machen und die Freilassung ihrer Ehemänner, Söhne, Väter und Brüder zu erreichen. Olga und Adriana befinden sich gerade auf einer Europa-Tournee. Nachdem sie zuvor in Brüssel und Berlin waren, wird ihr nächstes Ziel Spanien sein.
Während Olga innerhalb Europas zum ersten Mal in Deutschland aufgetreten ist, war Adriana schon 2003 auf Deutschland-Tournee. Außerdem wurden die Fünf 2003 durch Auftritte von Magali Llort, der Mutter von Fernando González Llort, und 2005 von Irma Sehwerert, der Mutter von René González Sehwerert, in Deutschland vertreten, s. entsprechende Berichte auf dieser Website.

Wie jedes Mal überzeugten die sachlich vorgetragenen Informationen und authentischen Aussagen der beiden Ehefrauen. Sie waren daher für die weitere Öffentlichkeitsarbeit aller Anwesenden sicher sehr wertvoll.
Als José Carlos Rodríguez uns wie vorgesehen zu Fragen an Olga und Adriana bzw. zu einem Meinungsaustausch mit ihnen ermunterte, kam eine jugendliche Vertreterin der DKP nach vorne und verlas eine ausgedehnte Grußbotschaft der SDAJ an Olga und Adriana, in der sie erfreulicherweise darlegte, wie sehr sich die Jugendlichen ihrer Partei mit dem Anliegen der Fünf identifizieren, dass der Fall der Fünf auch bei ihrer Veranstaltung anlässlich des Todestages von Che Guevara, den sie am 13. Oktober 2007 in Wuppertal begangen hatten, im Mittelpunkt des Interesses gestanden hätten. Sie sagte unter anderem die Fünf säßen "für uns alle" im Gefängnis und plädierte für internationale Solidarität, um die Fünf aus dem Gefängnis zu befreien.

Danach trat Monika Schierenberg von EcoMujer ans Mikrophon und wies auf die Unterschriftensammlung vom Frühjahr bis Mai diesen Jahres für das Besuchsrecht von Olga und Adriana hin.
Daraufhin erhob sich Günther Meinel, der Vorstandsvorsitzende des Diplomatenvereins DMW International, der für die europäische Integration eintritt, aus dem Publikum. Er sagte, dass er heute zum ersten Mal von diesem Fall gehört habe, und versprach, innerhalb seiner Organisation aktiv zu werden, entsprechende Kontakte mit Prominenten zu knüpfen, damit sie öffentlichkeitswirksam aktiv werden würden, er nannte u.a. Herbert Grönemeier, der ja dafür bekannt sei, ein breites Publikum erreichen zu können und sagte auch, dass er z.B. im US-Konsulat in Düsseldorf vorstellig werden würde. Er verglich den Fall der Fünf mit dem Gefangenenlager auf der US-Marinebasis in Guantanamo, bei dem es auch so lange gedauert habe, bis überhaupt das Rote Kreuz als Beobachter dort zugelassen wurde. Er meinte, nach Ablauf von drei Monaten in der Lage zu sein, der kubanischen Botschaft eine Erfolgsmeldung liefern zu können.

Olga und Adriana bedankten sich für die heute empfangene Solidarität aus Deutschland. Adriana wies darauf hin, dass es auch dank deutscher Solidarität im März 2004 möglich gewesen war, eine ganzseitige Anzeige in die New York Times über den Fall der Fünf zu setzen, um das Schweigen der Medien zu durchbrechen. - Sie entschuldigte sich nachträglich, dass sie während Olgas Vortrag wegen des Anrufs den Saal verlassen habe. - Aber es sei Gerardo gewesen, der sich nun nach langer Zeit wieder telefonisch melden konnte.
Nachdem es innerhalb seines Gefängnisses in Victorville zu Ausschreitungen gekommen war, wie es in einem Zuchthaus für Schwerverbrecher wohl des öfteren vorkommt, war auch er, ohne selbst auffällig geworden zu sein, der dann üblichen allgemeinen Strafmaßnahme zum Opfer gefallen. Das bedeute immer verschärfte Haft für jeden Insassen, ohne Außenkontakte, Hofgang oder Duschmöglichkeit, und sie könne sich bis zu wochenlang hinziehen. - Adriana sagte, er habe den donnernden Applaus am Telefon gehört und da er trotz aller widrigen Umstände bis heute seinen Humor nicht verloren habe, habe er belustigt "Danke" gesagt. Außerdem habe er ihr Grüße für alle Anwesenden aufgetragen.

Laut Programm sollten dann Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning die Broschüre von ˇBasta ya! "Die USA und der Terror - Der Fall der ‚Cuban Five'" vorstellen, in der alles, was Olga und Adriana über den Fall dargestellt hatten, mit entsprechenden Quellenangaben nachzulesen ist und weitere Einzelheiten, die im Rahmen dieses Abends nicht genannt werden konnten. Da die Zeit wegen der vorherigen umfangreichen Erklärungen aus dem Publikum schon fortgeschritten war, musste der Beitrag von Dirk entfallen.

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Martha Campos

Zum guten Schluss verwöhnte uns Martha Campos mit ihren Liedern zur Gitarre. Als erstes trug sie uns ein von ihr selbst vertontes Gedicht von "Toni" (Antonio Guerrero, einem der fünf Gefangenen) vor. Es folgten einige andere Eigenkompositionen, und schließlich stimmte sie Lieder zum Mitsingen an. Die Veranstaltung klang daher vielstimmig mit der von uns allen so geschätzten kubanischen Fröhlichkeit aus.

P.S.:
Die vorhandenen 39 Exemplare unserer Broschüre waren später restlos ausverkauft.

Josie Michel-Brüning

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