Adriana Pérez, die Ehefrau von Gerardo Hernández, spricht als Botschafterin für die "Cuban Five" im Bildungszentrum der IG-Metall

Sprockhövel, 3. Oktober 2013

Bericht von Josie Michel-Brüning

 
 
Petra Wegener, Adriana Pérez, Tobias Kriele, Thomas Birg (Foto: Christina Flügge)

Am Abend des 3. Oktobers, am Tag der deutschen Einheit, trat Adriana Pérez, die Ehefrau von Gerardo Hernández, einem der "Cuban Five", von denen noch vier in US-Gefängnissen gefangen gehalten werden, im Bildungszentrum der Gewerkschaft der IG-Metall, der größten Gewerkschaftsbildungsstätte Europas, vor über 100 Zuhörern auf.
Auf ihrer derzeitigen Europa-Tournee hatte sie bereits am 27. September vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf gesprochen (1), danach auf der alljährlichen Veranstaltung "Che Presente" in Brüssel, von wo sie auch zu einem Gespräch mit dem Erzbischof von Belgien eingeladen worden war und nach ihrem Auftritt in Berlin am Vorabend, dem 2. Oktober, vor ebenfalls über 100 Zuhörern, und jetzt hatten wir die Ehre und das Glück, Ihr zuhören zu dürfen.
Wie Gerardo Hernández uns in einem seiner Briefe einmal schrieb, er habe das Glück, in Adriana eine wunderbare Frau zu haben, sie sei "schön von innen und außen", und eine der besten Botschafterinnen Kubas und der Fünf.
Dies konnten wir erneut nach ihren vorherigen Auftritten: im März 2003 auf einer internationalen Demonstration vor den Vereinten Nationen in Genf, auf ihren Rundreisen durch Deutschland im Juni 2003 und im Herbst 2007 zusammen mit Olga Salanueva, der Ehefrau von René González, der seit dem vergangenen Mai, nach der Widerrufung seiner US-Bürgerschaft, glücklich wieder bei seiner Familie zu Hause in Kuba bleiben darf, nur wieder bestätigen.
Und wir können der Gewerkschaft I.G. Metall nur noch einmal herzlich dafür danken, dass sie uns ihren Auftritt in einer ihrer schönsten Bildungsstätten ermöglicht hatte.
Zu Beginn der Veranstaltung hieß ihr Vertreter des Abends, Thomas Birg uns alle, vor allem aber Adriana Pérez, herzlich willkommen, die uns heute im Rahmen der vom Cuba-Netzwerk e. V. organisierten Veranstaltungen den Fall der Cuban Five, als die sie international bekannt seien, vorstellen wolle, um dann das Wort zunächst an Tobias Kriele neben ihr auf dem Podium, einen der Mitorganisatoren dieser Veranstaltung, weiterzugeben. Tobias bedankte sich seinerseits für diese kurzfristige Ermöglichung der Veranstaltung und sagte, dass er denen im Saal, die vom Fall der "Cuban Five" noch nicht gehört hätten, erst einmal einen Überblick geben wolle. Vor dem Hintergrund des riesigen Transparentes mit historischen Szenen aus der kubanischen Revolution, in dessen Mittelpunkt Che Guevara stand, Fidel Castro im Gespräch mit anderen Revolutionären und auch die Porträts der "Cuban Five" zu sehen waren, hob er in seinem Vortrag die Bedeutung des Falls der Fünf in seinem historischen Zusammenhang hervor, obwohl die Massenmedien diesen überwiegend zu ignorieren pflegten. Der Fall gehe ja bis auf die Monroe-Doktrin [1823] zurück, in der die USA schon beschlossen hatten, sich Kuba einzuverleiben und ganz Lateinamerika als ihren "Hinterhof" zu betrachten. Tobias erinnerte an die vielen Terroranschläge und Sabotageakte, die mit Unterstützung der CIA von den reichen Exilkubanern seit dem Sieg der Kubanischen Revolution 1959 hauptsächlich von Florida aus gegen das sozialistische Kuba verübt worden waren, an die über Kuba von den USA verhängte Handelsblockade, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Wegbrechen von Kubas wichtigsten Handelspartnern besonders schmerzlich auf die kubanische Bevölkerung auswirkte.
Um seine sozialistischen Errungenschaften zu schützen, den demokratischen Sozialismus weiterzuentwickeln und den Ernährungsnotstand seiner Bevölkerung in den darauf folgenden 1990er Jahren zu beheben, habe sich Kuba auf den Tourismus verlegt, der daraufhin zum Hauptangriffsziel der paramilitärischen, rechtsradikalen exilkubanischen Gruppen geworden sei. Er erwähnte auch den italienischen Touristen, der bei einem dieser Anschläge auf kubanische Hotels [Fabio di Celmo,1997] ums Leben kam.
Die kubanische Regierung habe Freiwillige gesucht, die bereit wären, sich als verdeckte Ermittler in die kubanischen Terrorgruppen einzuschleichen und deren geplanten Anschläge an die kubanischen Behörden zu übermitteln. Die Fünf seien dazu bereit gewesen und hätten im Laufe der '90er Jahre so nachweislich zur Verhinderung von über 170 Anschlägen beigetragen. Dennoch habe Kuba bis 1999 insgesamt fast 3.500 Tote seit dem Sieg seiner Revolution beklagen müssen. [Tatsächlich waren es 3.478 Tote und 2.099 aufgrund schwerster Verletzungen lebenslang Beeinträchtigte, die Kuba vor der UN-Spionageabwehrkommission 1999 nachweisen konnte.)
Tobias Kriele erwähnte die geheimen Verhandlungen, die es aufgrund des gesammelten Materials der Fünf zwischen Kuba und der Clinton-Administration 1998 gegeben hatte und die daraufhin erfolgende Vereinbarung der Übergabe des umfangreichen Beweismaterials an eine Delegation des FBIs im Juni 1998 in Havanna und dessen Versprechen, Ermittlungen gegen die Terroristen in Florida aufzunehmen. [Bekanntlich war der kolumbianische Schriftsteller und Nobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez zuvor als geheimer Kurier von Fidel Castro im Weißen Haus gewesen, wir berichteten seit Mai 2005 darüber. 2)
Tobias berichtete, wie daraufhin jedoch entgegen vorheriger Vereinbarung die Fünf am 12. September 1998 verhaftet worden und für 17 Monate in Isolationshaft gekommen seien. Während dieser Zeit hatten sie keinen Kontakt zu ihren Familien und nur sehr eingeschränkten Kontakt zu ihren Anwälten. Und er schilderte den Schauprozess, der dann im November 2001 begann, dem sie hätten entgehen können, wenn sie sich mit der Staatsanwaltschaft "geeinigt" hätten. "Sie könnten längst auf freiem Fuß sein," sagte er. Die Fünf hätten aber auf dem Prozess bestanden, um die Weltöffentlichkeit zu alarmieren und seien dann aber zu horrenden Strafen verurteilt worden, drei von ihnen waren zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden, wovon Gerardo Hernández mit zweimal lebenslänglicher Haft und 15 Jahren die härteste Strafe bekommen habe.
[Tatsächlich sind die fünf anderen kubanischen Agenten, die er nicht erwähnte, die gleichzeitig mit Gerardo Hernández, Ramón Labañino, Antonio Guerrero, Fernando González und René González verhaftet wurden und mit der Staatsanwaltschaft "kooperiert" hatten, so einem Schauprozess entgangen, mit weit geringeren Strafen davongekommen und sind seit Jahren auf freiem Fuß.]
Er berichtete, dass die Strafen von drei der Fünf [die von Ramón, Antonio und Fernando] reduziert worden seien und René als Einziger seit April in Kuba sein dürfe, obwohl er nach seinem 13-jährigen Gefängnisaufenthalt wegen seiner doppelten Staatsbürgerschaft auch als US-Bürger eine dreijährige Bewährungszeit habe antreten müssen, die wegen der Fußfessel in seinem Hausarrest noch schlimmer als der Gefängnisaufenthalt gewesen sei.
Zum Schluss betonte er, dass man sich nicht auf die US-Justiz verlassen könne, trotz des von den Anwälten angehäuften Beweismaterials für die Unschuld Fünf und der bereits veröffentlichten Dokumente sowohl über die seitens der US-Regierung betriebenen Manipulationen der Anklagen gegen die Fünf wegen "Verschwörung, Spionage begehen zu wollen" und der von ihr gekauften Journalisten zwecks Aufhetzung der Bevölkerung am Gerichtsort Miami. Daher sei es um so wichtiger, dass wir alle als Multiplikatoren dieses Unrechts innerhalb unserer Bevölkerung aufträten, damit die US-Regierung schließlich aufgrund des Drucks aus der Öffentlichkeit in aller Welt nachgebe. Und er erwähnte die Nobelpreisträger, zu denen auch Günter Grass gehöre, die sich für die Freilassung der Fünf einsetzten und auch unsere allmonatlichen Briefe ans Weiße Haus mit der Bitte an Präsident Obama, von seinem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch zu machen, die Fünf bzw. jetzt die Vier noch in Haft Verbliebenen zu begnadigen sowie die in London im März 2014 geplante Anhörung des Falls vor einer Internationalen Untersuchungskommission, für deren Verwirklichung wir um Spenden bäten und er wies auf das auf den Informationstischen im hinteren Teil des Raumes bereitstehende rosa Sparschwein hin.

Nun ergriff Adriana das Wort. Sie entschuldigte sich zuerst, nicht deutsch sprechen zu können und auf Übersetzung angewiesen zu sein, was ihren Vortrag leider verlängern werde. Sie wolle auch keinen einseitigen Vortrag halten, sondern mit uns in einen Dialog treten.
An dieser Stelle sollte jedoch ihre exzellente Simultanübersetzerin Petra Wegener, Mitglied des Netzwerkvorstandes und Mitorganisatorin dieser Veranstaltungsreihe, erwähnt werden, die dafür sorgte, dass wir alle sehr gut verstanden, was Adriana uns zu sagen hatte.
Sie stellte uns die Fünf als hochausgebildete Männer vor, die teilweise eine Diplomatenkarriere vor sich gehabt hätten [wie Gerardo und Fernando], als Pilot [wie René] oder als Flughafeningenieur [wie Antonio oder wie Ramón als Wirtschaftswissenschaftler] hätten arbeiten können, stattdessen aber diese riskante Aufgabe für ihr Land auf sich genommen hätten und zwar nicht für Geld oder irgendeinen persönlichen Vorteil, sondern aus Altruismus, um Menschenleben zu retten. Daher habe das kubanische Volk sie zu Helden erklärt und würden sie in Kuba als solche verehrt.
Sie erklärte dazu, in Kuba gebe es kaum einen Menschen, der nicht einen Verwandten, nahen Freund oder auch nur Bekannten durch einen dieser Terroranschläge verloren hätte. Sie sagte, dass die Fünf beispielsweise verhindert hätten, dass eine Ölraffinerie in Havanna gesprengt worden wäre. Man stelle sich die Katastrophe vor, die das für eine Hauptstadt bedeutet hätte. Sie schilderte die Fünf als sehr disziplinierte Gefangene, denen man trotz ihrer gewalttätigen Umgebung von Mördern und Totschlägern in ihren jeweiligen Gefängnissen in all den Jahren keine Unregelmäßigkeit nachweisen könne. Trotzdem seien sie im Verlauf der Jahre mehrfach in willkürlicher Isolationshaft gelandet, Ramón Labañino leide mittlerweile an einer Arthrose im Knie, die sein Bein versteift habe, eine Knieoperation könne verhindern, dass er für den Rest seines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen sei, aber sie werde ihm nicht zuteil.
Er werde laut jetzigem Urteil voraussichtlich erst 2024 aus der Haft entlassen.
René habe beispielsweise jeden Tag seiner ursprünglichen Haftstrafe abgesessen. Während seines Gefängnisaufenthalts habe seine Frau Olga Salanueva ihn [seit August 2000] nicht besuchen dürfen, und es habe 8 Jahre gedauert, bis er seine jüngste Tochter dort wiedersehen konnte, die er zuletzt als viermonatigen Säugling im Arm gehalten habe.
Renès Bruder und sein Vater seien während dieser Zeit verstorben, seine Töchter mussten ohne ihn heranwachsen, wie auch die Töchter von Ramón.
Gerardos Mutter sei schon vor Jahren verstorben, ohne ihren Sohn noch einmal sehen zu können.
Die noch lebenden Mütter der Fünf seien nun teilweise über 80 Jahre alt, allen Familienmitgliedern würden die Gefängnisbesuche erschwert und sie litten sehr unter dem Verlust ihrer Söhne, Ehemänner und Väter, aber angesichts der Tapferkeit der Fünf wollten sie sich ihrer würdig erweisen und reisten um die Welt, um zu deren Befreiung beizutragen.
Sich selbst stellte sie mit einem Augenzwinkern als "Sicherheitsrisiko der Vereinigten Staaten" vor, womit ihr seitens der US-Behörden die Besuchserlaubnis bei ihrem Ehemann seit eh und je verwehrt sei.
Sie habe einen Antrag gestellt, noch ein Kind mit Gerardo bekommen zu dürfen, der aber bis jetzt nicht bewilligt worden sei. [Und ihre biologische Uhr tickt.]
Die englische Sektion von Amnesty International setze sich bereits seit 2002 für ihr Besuchsrecht ein.
Und die Solidargemeinde für die Fünf sei inzwischen gewachsen, überall träfen sie, ob in Lateinamerika oder Europa, auf Menschen, die ihnen und den Fünfen die Kraft gäben, weiter zu kämpfen. 2010 habe ihr Gerardo geschrieben: "Wir brauchen Millionen Richter, damit die Wahrheit ans Licht kommt und wir Gerechtigkeit erfahren."
Seit 2005 setze sich die UN-Arbeitsgruppe zu Willkürlichen Inhaftierungen für die Revision des Verfahrens ein und seit 2010 auch Amnesty International.
Seit 2009 hätten sich auch Nobelpreisträger für die Revision des Verfahrens eingesetzt.
Sie berichtete von dem Prozess in Miami 2009, bei dem für drei der Fünf die Strafen reduziert worden seien. Die Staatsanwältin habe für Antonio auf 20 Jahre plädiert, um die "internationalen Wogen des Protestes zu glätten", die Richterin habe auf mindestens 22 Jahren bestanden und auf der anschließenden Bewährungsauflage, noch 5 weitere Jahre in den USA verbringen zu müssen, denn wie René hat ja auch Antonio eine doppelte Staatsbürgerschaft.
Die selbe Richterin sei auch für die Zulassung der seit 2010 beantragten Anhörung der neuen Beweise für die Unschuld der Fünf nach dem "Habeas Corpus Act" zuständig, der vor allem zur Entlastung von Gerardo gestellt worden sei, aber sie könne es sich herausnehmen, die Entscheidung beliebig hinauszuzögern.
Daher sei der Druck aus der Öffentlichkeit so wichtig, wie auch unsere Briefe ans Weiße Haus.
Die Vergehen, deren sich die Fünf tatsächlich schuldig gemacht hätten, seien in der Tat die, mit falschen Papieren in die USA eingereist zu sein und sich nicht als "ausländische Agenten" bei der US-Regierung registrieren lassen zu haben.
Danach bat Adriana um Fragen oder Kommentare aus dem Publikum, das wohl auch zum großen Teil aus Betriebsräten bestand, die gerade zu einer Fortbildungsmaßnahme hier waren. Einer von ihnen meldete sich und sagte, er habe keine Frage, er wolle nur sagen, dass er von dem Fall bisher noch nie gehört habe und wie erschüttert er sei, wofür er spontanen Applaus aus dem Publikum erhielt. Einer der Zuhörer sagte, er habe bei seinem Kubaaufenthalt gesehen, dass es in Kuba vor allem 2 Arten von Plakaten gebe, die von Che Guevara und die der Fünf, und er würde gerne mehr über die Reaktion der Bevölkerung hören. Eine Zuhörerin gab sich als Chilenin zu erkennen und fragte, wie die Menschen in den lateinamerikanischen Ländern auf den Fall reagierten. Man wollte auch wissen, woher die Fünf die meiste Unterstützung bekämen.
Eine Zuhörerin fragte noch einmal ausdrücklich nach dem Verhalten von Amnesty International.
In Beantwortung der gesammelten Fragen erzählte Adriana von einem Belgier, der als Tourist in Kuba war, und mit einem Kubaner ins Gespräch gekommen war, der sich sehr darüber beklagte, dass sein Dach, das der Hurrikane weg geweht hatte, noch nicht repariert worden sei, aber andererseits darauf hingewiesen habe, was die fünf Helden alles für Kuba erduldeten. Nach seiner Rückkehr aus Kuba, sei dieser Mann dann dem belgischen Komitee zur Befreiung der Fünf beigetreten. Und sie erzählte von dem Anwalt der Fünf, der durch Santiago gegangen sei und dort an einem beschädigten Haus das Plakat der Fünf gesehen habe. Er habe dort an die Tür geklopft und die Hausfrau gebeten, ihm das Plakat zu verkaufen. Je mehr Geld er ihr dafür geboten habe, um so beleidigter sei die Frau gewesen. Sie habe ihm gesagt, dass die Ehre ihres Landes nicht käuflich sei und ihn ihrer Schwelle verwiesen.
Unter anderem wies Adriana auch auf den Anschlag von "9/11" auf die Zwillingstürme des "Trade Center" in New York hin. Man stelle sich vor, wie die Leute gefeiert worden wären, die diesen Anschlag im Vorfeld verhindert hätten.
Sie berichtete davon, wie begeistert René empfangen worden war, wie seine Anregung mit der Aktion der gelben Bänder von der Bevölkerung angenommen worden sei, sodass am 12. September, dem 15. Jahrestag der Inhaftierung der Fünf, alle Hauptstraßen des Landes mit gelben Bändern geschmückt waren, und auch die Schulkinder hätten gelbe Schleifen getragen. Dass sie und keiner der anderen Familienangehörigen der Fünf über die Straße gehen könnten, ohne angesprochen zu werden.
Aus den Latein- und mittelamerikanischen Ländern, bekämen sie viel Unterstützung auch von den dortigen Regierungen, und alle Mütter und Ehefrauen seien dort herzlich willkommen, sie nannte vor allem Venezuela und Nicaragua wie Bolivien, wo sie Evo Morales empfangen habe, aber auch in Brasilien, Argentinien, Ekuador und Chile. Die meisten Parlamentarier setzten sich aber nur "hinter verschlossenen Türen" für die Fünf ein.
So habe man erst durch Wikileaks erfahren, dass sich der frühere britische Premierminister Gorden Brown auf Bitten der englischen Gewerkschaften bei Hillary Clinton für das Besuchrecht von Olga Salanueva und Adriana Pérez eingesetzt habe und der belgische Außenminister Leterme gegenüber dem US-Botschafter Gutman "die Besorgnis der belgischen Bürger über die Inhaftierung der 'Cuban 5'" angesprochen habe.
Sie wolle auch nicht vergessen zu sagen, wie viel Unterstützung es aus den USA gebe, die dort das erste Komitee zur Befreiung der Fünf [2001 unmittelbar nach dem Unrechtsurteil im Juni] gegründet hätten und weiter sehr aktiv seien. Allerdings dürften auch die Familienangehörigen, die Besuchserlaubnis bei den Fünfen bekommen hätten, keinen Kontakt mit den US-Solidaritätsgruppen aufnehmen.
Zu Amnesty International sagte sie, grundsätzlich sei es ja Kuba nicht wohl gesonnen, dennoch habe es sich in diesem offensichtlichen Fall von Menschenrechtsverletzungen schließlich doch für die Fünf eingesetzt.
Sie berichtete auch von dem kanadischen Professor für Journalismus, Stephen Kimber, der kein Freund Kubas gewesen sei, aber aus Interesse an dem Fall selber recherchiert, sich den Zugang zu den über 20.000 Seiten von Gerichtsdokumenten "erkauft" habe und danach sein Buch, "What Lies Across the Water: the Real story about the Cuban Five" [Was jenseits des Wassers liegt- die wahre Geschichte der ‚Cuban Five'"] geschrieben habe.
(Die Übersetzung eines Auszugs aus seinem Buch hatten alle Anwesenden zusammen mit einem Ausdruck der "Cuba kompakt" vom 15. September der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e. V., Köln schon zu Beginn der Veranstaltung auf ihren Sitzen vorgefunden.)
Ein anderer Zuhörer fragte, wo es denn die Adressen der Fünf gebe, um ihnen schreiben zu können und ob man ihm die Adresse des Präsidenten Obama zur Verfügung stellen könne.
Woraufhin Dirk Brüning aufstand und auf die Website www.miami5.de aufmerksam machte, wo man alle Adressen finden könne.
(Im Anschluss überreichten wir diesem Fragesteller auch Ausdrucke von den Adressen der Fünf.)
Adriana sagte zu den Briefen, dass die Gelegenheit der Fünf, selber zu schreiben, sehr begrenzt sei, sie müssten dort "für alles arbeiten", auch für Schreibmaterialien, und Zeit und Geld reichten meist nicht. Bei letzterem wäre die internationale Solidarität behilflich.
Außerdem sei sie froh über die Besuche und die Unterstützung, die Gerardo von dem leider neulich verstorbenen Saul Landau erhalten habe und den von dem bekannten US-Schauspieler Danny Glover, der die Fünf weiterhin unterstütze.
Zur Unterstützung, die die Fünf aus Lateinamerika bekämen, meldete sich noch Günter Pohl, der Vorsitzende der FG-BRD-Kuba zu Wort und berichtete von seinen Erfahrungen in Kolumbien. Bekanntlich sei es in Kolumbien lebensgefährlich für Journalisten, überhaupt Sympathie für Kuba zu äußern. Dennoch habe er dort ein Komitee für die Befreiung der Fünf angetroffen. Man wisse nie, ob man diese Menschen beim nächsten Besuch wiederträfe, weil sie inzwischen ermordet worden sein könnten.
Zum Schluss sagte Adriana, sie glaube, dass die Fünf aus dem Gefängnis sehr viel bewegt hätten und eine nie da gewesene Welle der Solidarität hervorgerufen hätten, auch wenn darüber jetzt schon über 15 Jahre vergangen seien, blieben sie zuversichtlich, dass die Gerechtigkeit am Ende siegen würde.
Aus dem selben Grunde sagte sie mit Tränen in den Augen, habe sie auf ein normales Leben verzichtet, der Sache ihren Kinderwunsch und ihren Beruf geopfert.
Nun brandete ein zunächst nicht enden wollender Applaus los.
Währenddessen kam ein Vertreter der "Humanitären Cuba-Hilfe" nach vorne und bat um das Wort. Er sagte, er habe an der diesjährigen Demonstration zum 15. Jahrestag der Inhaftierung der Fünf in Dortmund teilgenommen, auf der Oberbürgermeister der Stadt seinen Brief an die US-Botschaft vorgelesen habe. Außerdem wolle er Adriana ein Geschenk der Bergleute überreichen. Es bestand aus einer Miniaturgrubenlampe und einem Säckchen Kohle.
Adriana bedankte sich sichtlich gerührt.

Hiermit bedanken wir uns noch einmal für die Gastfreundschaft der Gewerkschaft IG-Metall, bei Christina Flügge, die vor Ort daran beteiligt war, bei allen Organisatoren aus der Cuba-Soli-Gemeinde und nicht zuletzt auch bei der DKP, die ihr Transparent zur Verfügung gestellt, bei allen Helfern, die die Saaldekoration übernommen hatten, stellvertretend für alle bei Karl-Heinz Medler und dem Komiteegründungsmitglied Klaus Czyborra.

Fußnoten:
1. vgl.: cubanismo.net

2. s.: Originalrede Fidel Castros über diese Vorgänge und dessen öffentlicher Verlesung des Berichts von García Marquez am 20. Mai 2005 in deutscher Übersetzung:

 
 
Ein Blick ins Publikum

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