Granma, 23. Februar 2007

Miami im Bundestag

Von Jean Guy Allard

Der ehemalige Theologiestudent Arnold Vaatz musste nicht die Engel zu Rate ziehen, um zu verstehen, dass er allein von seinem Gehalt als Bundestagsabgeordneter nicht reich werden würde. Wie sein spanischer Kollege Jorge Moragas bemerkte er bald, dass er seinen aus dem Innersten kommenden Antikommunismus vermarkten könnte, wenn er die Angebote des State Departments annähme.
Laut seiner offiziellen Biographie wurde Vaatz 1955 in Weida (Ostdeutschland) geboren, studierte in Dresden Mathematik und per Fernstudium Theologie in Altenburg. Als bekennender "Dissident" verweigerte er den Militärdienst und erhielt dafür eine sechsmonatige "Strafmaßnahme", die er, wie er sagt, in einem metallverarbeitenden Betrieb abarbeitete.
Kaum hatte sich die DDR aufgelöst, da tauchte er als Mitglied des rechten Flügels der christdemokratischen Union und später als Abgeordneter des sächsischen Landtags (1990-1998) wieder auf.
1996 wurde er in den Bundesvorstand der CDU gewählt und naturgemäß 1998 zum Bundestagsabgeordneten.
2002 errang der unersättliche Vaatz die Vizepräsidentschaft der Vertreter der CDU/CSU im Bundestag (letztere ist die Christlich Soziale Union von Bayern).

MIT FRANK "CIA" CALZÓN IN PRAG

Als in Prag im November 2005 das so genannte International Committee for Democracy in Cuba (ICDC) [Internationales Komitee für Demokratie in Kuba, Anm. d. Ü.], eine durch und durch antikommunistische Fraktion von früheren, vom Weißen Haus bezahlten professionellen Dissidenten gebildet wurde, um die Insel zu attackieren, war Vaatz an vorderster Front. Über berüchtigte Mittelsmänner des State Department finanziert bestand die Gruppe aus rechtsradikalen Vertretern der tschechischen Republik, der Slowakei, aus Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Angeführt von Mirek Topolanek, dem Präsidenten der bürgerlich-demokratischen Partei der tschechischen Republik, war es ihre Hauptaufgabe, immer wieder die so genannte Toleranz innerhalb der EU gegenüber Kuba anzugreifen und die Truppe der Kollaborateure der U.S.-Interessenvertretung in Havanna lautstark zu unterstützen.
Zu jener Zeit hatte Vaatz die Gelegenheit, seine Seelenverwandtschaft mit dem Inhaber einer der dicksten Scheckbücher der antikubanischen Maschinerie festzustellen, dem altgedienten CIA-Agenten Frank Calzón, dem Leiter von Washingtons Cuban Freedom Center [Kubanisches Freiheitszentrum, Anm. d. Ü.].
Calzón ist einer der Stars des letzten Rechenschaftsberichts des Government Accountability Office (GAO) [Rechenschaftsbüro der Regierung, Anm. d. Ü.], in der eine unglaubliche Kette von Spenden für die Konterrevolution aufgeführt wird, mit einer Verschwendung von über 65 Millionen $ in nur einem Jahrzehnt.
Als früherer Söldner der terroristischen Gruppen Alpha 66 und Abdala steht dieser Agent in Verbindung mit dem Bush-Clan und verschlang von der Beute über fünf Millionen Dollar selbst.
Bei offener Grenze und unter erstklassigen Bedingungen konnte Vaatz sich bei dieser ersten Gelegenheit mit etlichen seiner Amtskollegen verbrüdern, dem Slowaken Pavol Hrursovsky, dem Bulgaren Philip Dimitrov, dem Tschechen Tomas Pojar und vor allen Dingen mit seinem wohlhabenden spanischen Amtskollegen Jorge Moragas.

UNTER EINER DECKE MIT "PEOPLE IN NEED" [Menschen in Not, Anm. d. Ü.]

Es ist sonnenklar: Der Sekretär von ICDC war in Prag, tschechische Republik, tatsächlich in den Büros von People in Need, einer Pseudo-NGO, die in dem Bush-Plan zur Annexion Kubas auftaucht, gemeinsam mit den Reporters Sans Frontières [Reportern ohne Grenzen], einem weiteren trojanischen Pferd, das seit Jahren immer wieder gegen die Insel eingesetzt wird.
Seit 1993 überhäuft mit Unterstützungsgeldern von USAID, dem NED und denen der republikanischen Partei IRI sorgte "People in Need" für "Spenden" in Höhe von über 40 Millionen $ und für andere "humanitäre Hilfe" an Gruppen und Fraktionen, die in den verschiedenen Teilen der Welt mit Washington im Bunde stehen.
Am vergangenen 22. Dezember schrieb Laura Wides-Muñoz, eine Journalistin der Associated Press in Miami, in einem ausführlichen Bericht über die von Washington gezahlten Unterstützungsgelder an Organisationen, dass sie unter dem Vorwand von Menschenrechten dafür gezahlt würden, Kubas Ansehen in den Medien zu schädigen. People in Need erschien in diesem ausführlichen Bericht als eine der Gruppen, die von der antikubanischen Maschinerie der U.S.-Regierung privilegiert werden.

MORAGAS ENTDECKT DIE GUTHERZIGKEIT DER FAES

Vaatz hat keinen einzigen der Dollars verloren, die durch den wahrhaftigen Propagandazirkus erworben wurden, den Caleb McCarry, der vom Weißen Haus eingesetzte Prokonsul für den Bush-Plan, leitete.
Dort entdeckte Vaatz, Dank seines Kumpels Moragas, die Freundlichkeit der Stiftung mit dem pompösen Namen "Foundation for Analysis and Social Studies" (FAES) [Stiftung für Analysen und Soziale Studien], einer millionenschweren rechtslastigen von José Maria Aznar gegründeten Stiftung, die aus den üblichen US-Quellen finanziert und von der cubano-amerikanischen Mafia beraten wird.
2005 stattete Vaatz Kuba einen kurzen Besuch ab, der sich aber nicht zu der geplanten "Show" entwickelte.
Dank seiner immer häufigeren bezahlten Ansprachen, war er vor einigen Monaten in Brüssel einer der "Star"-Redner auf einem von der ICDC organisierten Forum, Seite an Seite mit dem früheren tschechischen Präsidenten, dem gescheiterten Dramatiker Vaclav Havel, und dem flüchtigen Terroristen Carlos Alberto Montaner, der 1960 in Havanna verhaftet worden war, nachdem er seine Zeit damit verbracht hatte, in Geschäften Bomben zu legen.
Im letzten Mai unterstützte er heftig die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, eine ausgesprochen anti-kommunistische Organisation, die ein Seminar über Kuba im Kommunikationszentrum der Dresdner Bank in Frankfurt organisiert hatte.
Sämtliche Gehaltsempfänger McCarrys waren während der Plenarsitzung der Veranstaltung anwesend (wie diszipliniert), einschließlich Frank Calzón, Pedro V. Roig (Generaldirektor von Radio und TV Martí, gegen ihn wird zurzeit ermittelt), Sylvia Iriondo (*) (bezahlt von USAID), Ramón Colas (ebenfalls von USAID bezahlt) und der frühere "Kommandant" mit Verbindungen zum Drogenhandel, Huber Matos.
Als die The Cicago Tribune am vergangenen 24. Dezember die ständige Korruption bei Radio und TV Martí bloßstellte, berichtete sie, dass Pedro Roig den Neffen seiner Frau als Personalchef unter Vertrag genommen und einen seiner früheren Klienten als Drehbuchautor für Commedies bezahlt habe.

IN MONTEVIDEO MIT EINEM ALPHA-66-FÜHRER

Unermüdlich nahm Vaatz am vergangenen 11. November an einem Forum mit dem Titel "Freiheit und Demokratie in Lateinamerika" in Montevideo, Uruguay, teil, wo auch wieder besagte Sylvia Iriondo und Huber Matos erschienen, als auch Orlando Gutierrez-Boronat, ein früheres Mitglied der terroristischen Organisation "Organización para la Liberación de Cuba" [Organisation für die Befreiung Kubas], dessen "Directorio Democrático Cubano" [Kubanisches Demokratisches Direktorium] laut eines kürzlich herausgegebenen Berichts des "Government Accountability Office" (GAO) 3 Millionen US-$ von der USAID erhielt.
Das Treffen fand im Garten des früheren uruguayischen Präsidenten Luis Alberto Lacalle, einem weiteren Mitglied der ICDC, statt, und wurde besucht von Armando Calderón, dem Ex-Präsidenten von El Salvador, Rexhep Meidani, Ex-Präsident von Albanien, und Jorge Paz Zamora, Ex-Präsident von Bolivien. Sicherlich sind sie alle weltweit Vorbilder in Sachen Menschenrechten.
Das Treffen beherbergte auch einen der berüchtigsten Terroristen Miamis, Angel Francisco De Fana Serrano, der 1995 in Kalifornien verhaftet worden war, weil er im Besitz eines Waffenarsenals für einen Terrorangriff gegen Kuba war. De Fana wird sogar in FBI-Akten mit der Gruppe Alpha 66 in Verbindung gebracht.
Vaatz war ein paar Tage später anwesend als Manuel Espino Barrientos, Vorsitzender der mexikanischen Partei PAN (die Partei von Fox und Calderón) zum Präsidenten der rechtslastigen "Christian Democrat Organization of America" (OCDA) [Christlich Demokratische Organisation Amerikas] während ihres letzten Kongresses in Santiago de Chile gewählt wurde.
Laut der mexikanischen Tageszeitung La Journada wurde Espino unter dem Druck cubano-amerikanischer Gruppen gewählt.
Am nächsten Tag (1. Dezember 2006) applaudierte Espinosa der ersten Ansprache des neuen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón an der Seite der Mafia-Gallionsfigur Marcelino Miyares aus Miami.
Bei seinem nächsten Schritt in seiner anti-kubanischen Karriere nutz der Abgeordnete Vaatz seine parlamentarischen Vorrechte, um eine Veranstaltung zu fördern, bei der in Berlin europäische Persönlichkeiten [darunter Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Anm. d. Ü.] und einer der berüchtigsten und verrufendsten Elemente der Terror-Szene von Miami versammelt werden sollen, unter der Direktive und mit finanzieller und logistischer Unterstützung Washingtons. Eine Story, die fortgesetzt werden muss.

Deutsch: ¡Basta Ya!

(*) Sylvia Iriondo ist eine gute Freundin von José Basulto von "Brothers to the Rescue". Gemeinsam mit ihrem Mann saß sie am 24. Februar 1996 in Basultos Flugzeug, während die beiden anderen Flugzeuge über kubanischem Hoheitsgebiet abgeschossen wurden. Den Aussagen dieser Bande hat Gerardo Hernández seine zweite lebenslange Strafe zu verdanken. (Anm. d. Ü)

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