Miami Herald, 2. Mai 2008

Militanter Exilkubaner geehrt

Von Alfonso Chardy

Ein strahlender Posada Carriles umarmte am vergangenen Freitag seine Unterstützer und schüttelte bei seiner Ankunft in "West Miami-Dade" zu einem Abendessen zu seinen Ehren Hunderten von ihnen die Hand.
"Ich möchte Ihnen einen Kuss geben," sagte eine Frau, die unter dem ersten Begrüßungskomitee für Posada war, als er im "Big Five Club", Ecke "Southwest Eighth Street" und "92nd Avenue" in "West Miami-Dade" eintraf.
Die Organisatoren erwarteten in dem lang gezogenen Bankett- Saal mehr als 500 Gäste, wo die Tische in weißem Linnen und roten und blauen Servietten gedeckt waren. Eine Band spielte alte kubanische Weisen, als Posada im dunkelblauen Anzug von Tisch zu Tisch ging, um Hände zu schütteln und Unterstützer zu umarmen.
Viele von ihnen waren ehemalige politische Gefangene und frühere Mitglieder der Brigade 2506.
Unter den prominenten Exilkubanern waren der ehemalige Guerilla-Kommandant und politische Gefangene Huber Matos, der in der frühen Phase der Revolution mit Fidel Castro brach und Ernesto Diaz, der Leiter der militanten Anti-Castro-Gruppe Alpha 66.
Das Dinner lief auf eine "Coming-out-Party" für Posada hinaus.
Die Ehrung zog die Kritik venezolanischer Beamten auf sich, die Posada in Verbindung mit einem Bombenattentat von 1976 auf ein kubanisches Passagierflugzeug vor Gericht stellen wollen.
Der 80-jährige Exilkubaner hatte sich überwiegend bedeckt gehalten, seit eine Bundesrichterin in Texas eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft gegen ihn vor einem Jahr verworfen hatte.
Obwohl Posada auf verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen in Südflorida in den letzten Wochen gesehen wurde, hob sich das Dinner am Freitagabend zum ersten Mal als Veranstaltung zu seinen Ehren hervor.
Das Essen wurde von Unterstützern Posadas und der kubanisch-amerikanischen Gruppe Municipios de Cuba en el Exilio [Gemeinden Kubas im Exil], einer Organisation, deren Mitglieder früher Einwohner verschiedener kubanischer Gemeinden waren, organisiert.
Pedro Peñaranda, der Leiter der Gruppe aus der Gemeinde Holguin sagte dem Miami Herald, das Essen sei veranstaltet worden, um "Posada als großen Kubaner anzuerkennen, einen Mann der Würde und des Anstands und als großen Patrioten, der eine Menge erlitten hat."
Nachdem er in den Vereinigten Staaten angekommen war, wurde Posada von US-Einwanderungs-Agenten entdeckt und vor ein Ausweisungsgericht in El Paso, Texas, gestellt.
Ein Einwanderungsrichter verhinderte dort die Auslieferung Posadas an sein Geburtsland Kuba und auch an Venezuela wo er eingebürgert worden war - erlaubte aber seine Entlassung in ein anderes Land, das bereit ist, ihn aufzunehmen. Bis jetzt hat kein Land seine Aufnahme angeboten.
Posada wurde entlassen, nachdem eine Richterin im Mai 2007 die Anklage verwart.
Venezuela hat wegen der Beschuldigung, er sei in die Sprengung eines kubanischen Verkehrsflugzeuges verwickelt, die Auslieferung Posadas verlangt - einem Anschlag, der 73 Menschen tötete. Posada hat seine Beteiligung bestritten.
Bernado Alvarez, der venezolanische Botschafter in den Vereinigten Staaten, missbilligte die Veranstaltung zu Ehren Posadas.
"Wir haben die Auslieferung dieses Individuums bereits vor geraumer Zeit gefordert, und die Vereinigten Staaten bieten ihm Schutz, statt ihrem Rechtshilfe-Abkommen nachzukommen," sagte Alvarez dem Miami Herald.
Inzwischen erwägt die Staatsanwaltschaft in New Jersey weiterhin eine Anklage gegen Posada im Zusammenhang mit Bombenanschlägen auf kubanische Tourismuseinrichtungen 1997.
Ursprünglich hatte Posada der New York Times gegenüber seine Beteiligung an den Angriffen gegen Kuba zugegeben, widerrief dann diese Erklärung und sagte, sein Englisch wäre schlecht, und er sei missverstanden worden.
José Pertierra, ein Anwalt, der Venezuela in dem Auslieferungsverfahren vertritt, bezeichnete die Ehrung als "empörend" und fügte hinzu: "Das ist so, als würde die Arabisch-Amerikanische Gemeinde Osama bin Laden ehren."

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb, db)

Näheres zu den angesprochenen Personen und Organisationen finden Sie im Buch MIAMI FBI terrorist Connection von Jean-Guy Allard und in unserem Buch Die USA und der Terror - Der Fall der Cuban Five

Zu Huber Matos und seiner "politischen" Gefangenschaft sei noch folgendes angemerkt:
Zu seiner Geschichte, die ihm schließlich 20 Jahre Gefängnis einbrachte: Als Pädagoge und kleiner Landbesitzer schloss er sich im ersten Halbjahr 1958 dem Kampf gegen Batista an. Dabei wurde er unterstützt von Grundbesitzern, Bürgern und dem reaktionären Klerus, die ihn zum politischen Führer in der Provinz Oriente beförderten. Am 19. Oktober 1959 erhob sich Matos, Chef der Rebellenarmee in Camargüey, mit seinen Männern. Er begründete dies mit der Anwesenheit von Kommunisten in der Regierung. Camilo Cienfuegos gelang es, ihn zur Aufgabe zu bewegen. Es wurden ihm jedoch darüber hinaus Verbindungen zur "Trujillo-Verschwörung" nachgewiesen, was zu seiner Verhaftung und Verurteilung führte (vgl.: Hernando Calvo Ospina, Katlijn Declerq, Originalton Miami, Die USA, Kuba und die Menschenrechte, PapyRossa 2001, S. 73ff.)

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