Kuba unterstützt die Pressefreiheit

Von Peter Phillips, Dissident Voice, 24. Mai 2008

"Man kann die Wahrheit nicht töten, indem man einen Journalisten ermordet," sagte Tubal Páez, der Präsident der Kubanischen Journalistenvereinigung. 150 kubanische und südamerikanische Journalisten, Botschafter, Politiker und ausländische Gäste hatten sich im José Martí Institut für internationale Journalisten zu Ehren von Carlos Batistas Arguello, dem letzten in Kuba getöteten Journalisten, zu dessen 50. Todestag versammelt. Carlos Batistas war erst 23 Jahre alt, als er von Fulgencio Batistas Geheimpolizei ermordet wurde, nachdem er die Streitkräfte Fidel Castros in den Bergen der Sierra Maestra aufgesucht hatte. Edmundo Batistas, Carlos' Bruder erzählte, wie eine Flut der Veränderung aus den Maestra-Bergen strömte, was durch die Bemühungen seines Bruders, Kuba dabei zu helfen, eine neue Zukunft zu sichern, symbolisiert werde.
Die Feier in Havanna wurde zu Ehren des Weltpressefreiheitstages abgehalten, der jedes Jahr im Mai begangen wird. Der Weltpressefreiheitstag wurde 1993 von der UNO zu Ehren der Journalisten eingeführt, die bei der Nachrichtenverbreitung ihr Leben verloren und um weltweit die Freiheit der Medien zu verteidigen.
Während der fünf Tage in Havanna traf ich Dutzende von Journalisten, Vertreter der Kommunikationswissenschaften und Studenten, Vertreter der Vereinigung und Politiker. Meinem Besuch lag das Anliegen zugrunde, den Zustand der Pressefreiheit in Kuba festzustellen und eine bessere Verständigung zwischen den Aktivisten für Mediendemokratie in den USA und denen in Kuba herzustellen.
Ich besuchte die beiden wichtigsten Radiosender in Havanna, Radio Rebelde und Radio Havanna. Beide haben Internetzugang zu den mannigfachen globalen Nachrichtenquellen wie z.B. CNN, Reuters, Associated Press und BBC mit verschiedenen Nachrichtensprechern, die die Geschichten für die Veröffentlichung auswählen. In Kuba haben über 90 Stadtbezirke eigene, selbstständig betriebene Lokalsender, und die Journalisten bringen Reportagen über Lokalnachrichten in jeder Provinz.
Während meiner mehrstündigen Aufenthalte bei jedem Sender wurde ich per Direktübertragung zu der Konzernbildung und Zensur in den USA interviewt, und ich konnte auch die Journalisten über die Zensur in Kuba befragen. Von den Dutzenden, die ich interviewte sagten alle, dass sie völlige Freiheit hätten, jede Story zu schreiben oder zu senden, die sie auswählten. Das unterschied sich gründlich von dem stalinistischen Mediensystem, wie es so oft von den U.S.-Interessen dargestellt wird.
Nichtsdestotrotz wurde klar, dass kubanische Journalisten einer Meinung über die konterrevolutionäre Bedrohung durch die von den USA finanzierten in Miami lebenden Cubano-Amerikaner sind. Dies ist kein völlig ungerechtfertigtes Gefühl, das nach Hunderten von aus den USA unterstützten Terroranschlägen auf Kuba während der vergangenen fünfzig Jahre entstanden ist. Nach der Invasion der Schweinebuch von 1961 gehörten zu diesen Anschlägen die Sprengung eines kubanischen Zivilflugzeuges 1976, die 73 Tote zur Folge hatte, die Einführung des Dengue-Fiebers 1981, das 158 Menschen tötete und etliche Bombenanschläge auf Hotels in den 1990ern, einer davon tötete einen italienischen Touristen.
Im Zusammenhang mit der Bedrohung von außen nehmen es kubanische Journalisten gelassen hin, dass es zweifellos manche Selbstzensur gibt, wenn es um Nachrichten geht, die vom "Feind" gegen das kubanische Volk genutzt werden könnten. Dennoch halten kubanische Journalisten die Pressefreiheit für ein hohes Gut, und es gab keinen Hinweis auf offene Beschränkung oder Regierungskontrolle.
Kubanische Journalisten beklagen, dass die Medien der U.S.-Konzerne vorverurteilend seien und sich weigerten, über positive Aspekte des Sozialismus in Kuba zu berichten. Den meisten Amerikanern sind die Tatsachen nicht bekannt, dass Kuba die Nummer Eins der Welt im biologischen Landanbau ist, ein beeindruckendes Gesundheitsvorsorgesystem hat mit einer niedrigeren Säuglingssterblichkeitsrate als die USA, dass es Ärzte aus aller Welt ausbildet und dass es sich eines 43%igen Wachstums des BIP [Bruttoinlandsprodukt] über die letzten drei Jahre erfreut.
Ricardo Alarcón, der Präsident der Nationalversammlung, erörterte die Vorurteile in den U.S.-Medien. "Wie oft können Sie erleben, dass Gore Vidal von U.S.-Medien interviewt wird?" fragte er. "Vidal sagte kürzlich, dass die USA ‚in der schlimmsten Phase ihrer Geschichte' seien. Vielleicht nutzen kubanische Journalisten die Nachrichten der Konzerne übertrieben oft," sagte er. "Kubanische Journalisten brauchen mehr Verbindungen zu unabhängigen U.S.-Quellen." Alarcón sagte weiter, dass Kuba CNN, AP und Chicago Tribune erlaube, Büros in Kuba aufrechtzuerhalten, dass aber die USA kubanischen Journalisten die Arbeit in den Vereinigten Staaten verweigerten.
Während sich das kubanische sozialistische System verbessert, tun die USA alles, um durch das Sponsern von Terroranschlägen, die Aufrechterhaltung einer Wirtschaftsblockade, durch Einsetzung einer neuen antiterroristischen Marineflotte in der Karibik und durch zunehmende Reisebeschränkungen für U.S.-Bürger nach Kuba die Bedingungen des Kalten Krieges künstlich zu erzwingen. Es ist an der Zeit, diese isolationistische Haltung des Kalten Krieges zu revidieren, die Wahl des kubanischen Volkes eines sozialistischen Systems zu respektieren und eine positive Arbeitsbeziehung zwischen Journalisten zur Unterstützung der Demokratie der Medien in unser beider Länder aufzubauen.

Peter Phillips ist Professor der Sonoma-Staatsuniversität und Direktor der "Project Censored"- Organisation zur Untersuchung von Medienzensur. Er reiste vom 10.- 15. Mai als Gast der Kubanischen Journalistenvereinigung nach Kuba.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)

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