Kuba gewährt U.S.-Diplomaten Zugang zu dem verhafteten Amerikaner

Von Paul Haven
The Associated Press, in Washington Post
Dienstag, 29. Dezember 2009

Havanna: Die kubanische Regierung habe einem U.S.-Diplomaten Zugang zu einem inhaftierten amerikanischen Bürger gewährt, der beschuldigt wird, als Unterhändler der Regierung Dissidentengruppen mit Kommunikationsausrüstung versorgt zu haben, sagte ein U.S.-Beamter am Dienstag in Havanna.
Der Fall hat Anschuldigungen des kubanischen Präsidenten Raúl Castro ausgelöst und habe nach Monaten langsamen, aber stetigen Fortschritts in Richtung einer Entspannung der während eines halben Jahrhunderts verfahrenen diplomatischen Situation die U.S.-Kuba-Beziehungen weiter belastet.
Laut einer Sprecherin der U.S.-Interessenvertretung, die Washington in Havanna statt einer Botschaft unterhält, habe der Besuch des Konsularbeamten am Montag an einem geheim gehaltenen Ort stattgefunden, wo der Amerikaner nach seiner Verhaftung Anfang Dezember in Haft gehalten werde.
"Gestern wurde uns von den Kubanern der Zugang gewährt," teilte Gloria Berberia der Associated Press mit. "Er wurde von einem Konsularvertreter aus der U.S.-Interessensvertretung besucht."
In Washington sagte der Sprecher des State Departments Ian Kelly, die Obama-Administration bleibe "auf das Wohlbefinden des inhaftierten U.S.-Bürgers fokussiert."
Beide weigerten sich unter Berufung auf Datenschutzgesetze, irgend welche weiteren Details über die Begegnung, den Aufenthaltsort des Verhafteten oder dessen Befinden preiszugeben. Keine der Regierungen hat ihn identifiziert.
Das State Department sagte zuvor, dass er als Unterhändler für eine in Maryland ansässige Organisation für wirtschaftliche Entwicklung "Development Alternatives Inc." [AG für alternative Entwicklungen, Anm. d. Ü.] arbeite.
Jim Boomgard, der Präsident und Chef des Unternehmens, sagte, er sei an einem neuen, zur "Stärkung der bürgerlichen Gesellschaft und Unterstützung gerechter und demokratischer Regierung in Kuba" vorgesehenen USAID-Programms beteiligt gewesen.
Nach zwei Wochen des Schweigens erkannte Raúl Castro erstmalig am 20. Dezember die Inhaftierung in einer Ansprache vor dem Parlament offiziell an und sagte, der Amerikaner sei wegen Verteilung illegaler Satellitenkommunikationsausrüstung verhaftet worden.
"Die Vereinigten Staaten werden nicht aufhören, die Revolution zerstören zu wollen," sagte Castro, indem er sich auf die Rebellion seines Bruders Fidel berief, die am Neujahrstag 1959 triumphiert hatte.
"In den vergangenen Wochen haben wir das Voranschreiten der Bemühungen der neuen Administration auf diesem Gebiet beobachtet," sagte er und fügte hinzu, dass die Verhaftung "demonstriert, dass der Feind so aktiv wie eh und je ist."
Das Verhältnis zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten begann, sich zu verbessern, wenn auch nur bescheiden, nachdem Präsident Barack Obama im Januar sein Amt angetreten hatte. Der U.S.-Präsident hatte die Finanz- und Reisebeschränkungen für Cubano-Amerikaner aufgehoben, die ihre Verwandten auf der Insel besuchen wollen, und beide Seiten begannen, den direkten Briefkontakt miteinander wieder aufzunehmen.
Aber die Hoffungen auf Entspannung sind in den letzten Wochen zerstoben.
Kuba hielt ausgedehnte Kriegsspiele zur Vorbereitung auf das ab, was man eine mögliche U.S.-Invasion nennt. Washington beklagte einen angeblichen Angriff von Geheimdienstagenten auf eine regimekritische Bloggerin. Und sowohl Fidel Castro als auch der kubanische Außenminister kritisierten Obamas Vorstellung auf dem Klimagipfel in Kopenhagen.
Eine für diesen Monat anberaumte Gesprächsrunde in Havanna zum Thema Auswanderung wurde verschoben. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig für diese Verzögerung.

Dieser Beitrag stammt von Matthew Lee, Associated Press-Autor in Washington.

Deutsch: ¡Basta ya! (jmb)

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