Ausschnitte eines Telefoninterviews mit René González

von Matt Frei, BBC, 26. Februar 2010

"Ich kam mit den Organisationen in Miami in Kontakt, die über Jahre Gewalttaten gegen die kubanische Regierung verübten. Ich ging zu den "Brothers to the Rescue" (einer US-ansässigen Organisation kubanischer Oppositionellen gegenüber der Regierung Fidel Castros) und anderen ... Organisationen mit wunderschönen Namen, aber versessen auf Gewalttaten gegen Kuba. ... Meine Rolle bestand darin, die kubanische Regierung über jedwede ihrer Aktionen zu informieren.
Wir pflegen nicht die Bezeichnung Spionage darauf zu verwenden, die leicht manipuliert werden kann. Vor Gericht geht es um Spionage, wenn man auf Regierungsgeheimnisse aus ist... Ich würde sagen, dass ich verdeckt in kriminellen Organisationen arbeitete.
Es ist unfair, jemanden wegen des Kämpfens gegen den Terrorismus in Gefangenschaft zu halten. Ich habe meine Regierung über terroristische Aktivitäten informiert und plötzlich sehe ich mich mit 15 Jahren Gefängnisstrafe konfrontiert! Es wäre verrückt, wenn es nicht so politisch belastet wäre."

Ehefrau wird Visum verweigert

"Meine Frau hat mich seit 8 Jahren nicht mehr gesehen und Gerardos Frau hat ihn seit 12 Jahren nicht mehr gesehen, und das ist eine der grausamsten Maßnahmen, die die US-Regierung gegen uns unternommen hat.
Ich weiß es nicht, mag sein, dass sie versuchen, unsere Ehen zu zerstören, um unsere Moral zu brechen. Es ist sehr grausam.
Das letzte Mal, das ich sie sah, war an meinem Geburtstag 2000, und was Gerardo betrifft, so war sein letztes Mal 1997 oder 1998.
Sie [Olga] hat etwa acht Anträge gestellt... es wurde ihr acht Mal verweigert. Die Gründe variieren, aber grundsätzlich sagen sie, es sei eine nationale Sicherheitsbedrohung."

Gefängnisleben damals und jetzt

Direkt nach unserer Verhaftung kamen wir in Isolationshaft ... das war eine sehr rohe Behandlung damals. Es war ein Teil des gesamten Komplotts mit dem Ziel, uns einknicken zu lassen. Es dauerte 17 Monate, aber das ist Vergangenheit, und ich vermute, so haben sie ihren Job verstanden, um uns für das Verfahren weich zu klopfen. Danach kamen wir in die normalen Einrichtungen und bis jetzt kann ich mich darüber nicht beklagen.
Ich mache eine Menge Übungen. Ich habe einen Posten im Pausenhof. Wenn ich damit fertig bin, übe ich. Ich laufe. Dann gehe ich zurück in meine Zelle und lese viel. Ich mache einen Wirtschaftskurs der Universität von Havanna. Ich glaube, ich mache das Beste aus meiner Zeit hier.
Ich behandle jeden mit Fairness und erhalte die gleiche Behandlung. Manche Gefangene verstehen mehr von Politik als andere - sie sprechen mich an und stellen mir Fragen und versuchen meinen Standpunkt zu verstehen.

Obama und die Beziehungen zwischen den USA und Kuba

Es gab eine Zeit, in der ich etwas Hoffnung hatte, wegen der Art in der er sprach und wie er sich gab. Aber soweit ich es von hier sehe, ist er ein bisschen überempfindlich gegenüber dem rechten Flügel in seinem Land. Und bis jetzt sehe ich keine Verbesserung.
Sie forden von Kuba Konzessionen, die wir nicht machen können ... wir fordern von Ihrer Regierung keine Bedingungen zur Verbesserung der Beziehungen. Wir wollen normale Beziehungen mit Respekt für beide Systeme. Wir versuchen nicht, ihre Regierung zu stürzen, wir üben keinen Druck für einen Regimewechsel in den USA aus. Wir haben unsere eigene Regierungsform, und sie sollten das respektieren.
Meine Generation wuchs als Zeugen von Jahren der Aggression aus den USA auf ... wir sprechen von Terrorismus, Bomben, Schießereien - sodass meine Generation sehr gut versteht, dass wir das Recht haben, Kuba vor all' diesen Verbrechen zu schützen. Also ist es nicht nur die Regierung sondern die gesamte Gesellschaft, die unsere Sache versteht.
Und niemand in Kuba wäre damit einverstanden, normale Beziehungen mit einem Land wieder herzustellen, das fünf von Kubas Söhnen im Gefängnis hält, weil sie ihr Land verteidigt haben.

Deutsch: ¡Basta ya! (jmb, db)

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