Exklusiv: René González, das einzige freigelassene Mitglied der Cuban Five, spricht mit uns aus Havanna

Übersetzung des Eil-"Transcripts" von "Democracy Now" zum Fall der "Cuban Five

In einem "Exclusive" von "Democracy Now!" spricht das einzige befreite Mitglied der Cuban Five, René González, über eine 13-jährige Gefangenschaft in den Vereinigten Staaten. Die fünf kubanischen Geheimagenten wurden 1998 in den Vereinigten Staaten verhaftet und wegen Spionage verurteilt. Sie sagen, sie hätten nicht die Vereinigten Staaten ausspioniert, sondern vielmehr versucht, gewalttätige Flügel der rechtsradikalen Exilkubaner zu observieren, die für Anschläge innerhalb Kubas verantwortlich waren. In Kuba werden die Fünf als Nationalhelden angesehen. González wurde im Oktober 2011 freigelassen und kehrte im vergangenen April nach Kuba zurück. Von Havanna aus erörtert González mit uns, warum er in die Vereinigten Staaten kam, um Exilkubaner auszuspionieren, über seine Verhaftung und die vier anderen noch im Gefängnis verbliebenen Mitglieder der Cuban Five.

Eilmitschrift:

Amy Goodman: Wir kommen nun zu einem "Democracy Now! Exclusive".

[Filmszene aus "Will the Real Terrorist Please Stand Up"]

Danny Glover: Entschuldigen Sie, mein Herr, wissen Sie, wer die Cuban Five sind?

Kalifornischer Mann 1: Sind das nicht diese Jungs, die - die im US-Halbfinale der pan-amerikanischen Basketballmeisterschaft gespielt haben?

Danny Glover: Wissen Sie, wer die Cuban Five sind? Die Cuban Five waren fünf Männer, die ihr Land vor Terroranschlägen geschützt haben.

Kalifornischer Mann 2: Oh, yeah, die Cuban Five. Ist das nicht diese Salsa-Band?

Kalifornischer Mann 3: Amerikaner?

Danny Glover: Nein, es sind Kubaner.

Kalifornischer Mann 3: Kubaner.

Kalifornischer Mann 2: Warum haben wir nie davon gehört?

Kalifornische Frau 1: Die Cuban Five? Das ist eine Rock-Band, stimmt’s?

Danny Glover: Hey.

Kalifornischer Mann 4: Was machen gerade Sie denn hier, Mann?

Danny Glover: Ich - Mann, wissen Sie, wer die Cuban Five sind?

Kalifornischer Mann 4: Eigentlich nicht.

Danny Glover: Also, gut, wollen Sie es herausfinden?

Kalifornischer Mann 4: Nein, nein, nein. Bitte nehmen Sie kein Bild von mir auf. O.K.

Danny Glover: Schon gut. Ist die Polizei hinter Ihnen her?

Was sie taten, ist, dass sie terroristische Gruppen in Miami infiltrierten, die von Exilanten, die Anschläge auf die kubanische Bevölkerung und auf ausländische Bewohner in Kuba planten.
Die Cuban Five haben ein Recht, die Kubanische Revolution zu verteidigen.

Amy Goodman: Das war der gefeierte Schauspieler und Aktivist Danny Glover in einem Clip aus dem Dokumentarfilm, "Will the Real Terrorist Please Stand Up" [Möge der wahre Terrorist bitte aufstehen], des verstorbenen Filmemachers Saul Landau. Danny Glover befragt darin gerade Leute in Kalifornien über die Cuban Five, das Thema unserer heutigen Show.

Nelson Valdés: Im Herbst 1989 fällt die Berliner Mauer. Ende November 1991 zerfällt die Sowjetunion. Die kubanische Wirtschaft befindet sich in freiem Fall. Und die kubanischen Exilanten beschließen, dass sie ihre Anschläge, die sie auf Kuba zu verüben pflegen, verstärken müssen.

Fabian Escalante [aus dem Spanischen übersetzt]: Wir mussten unsere Männer ausschicken, um Kenntnis von ihren Anschlagsplänen zu erhalten. Und wo sie diese Anschläge ausheckten? - In Miami.

Saul Landau: 1990 entführte René González in Kuba ein Flugzeug und floh damit nach Miami. Kurz darauf schloss er sich den "Brothers to the Rescue" an. Ihm folgten Antonio Guerrero, Ramón Labañino, Gerardo Hernández und Fernando González. Jahre später sollten diese Männer als die Cuban Five bekannt werden, kubanische Geheimdienstagenten, deren Job darin bestand, gewalttätige Gruppen zu infiltrieren.

Amy Goodman: Das war der verstorbene Filmemacher Saul Landau im Begleittext zu seinem Film, "Will the Real Terrorist Please Stand Up". Heute sind wir mit René González in Havanna für sein erstes ausführliches US-Fernsehinterview verbunden, seit er aus dem Gefängnis entlassen ist. Er kehrte in diesem Jahr nach 13-jähriger Inhaftierung im US-Gefängnis zurück.

In Kuba werden die Fünf als Helden angesehen. Sie spionierten eine Gruppe von Exilkubanern in Florida aus, die eine Reihe von tödlichen Anschlägen verübte, einschließlich des Bombenattentats auf den Flug 455 der Cubana, bei dem alle 73 Menschen an Bord getötet wurden und der 1997 verübten Hotelbombenattentate in Havanna.

Einer dieser Gruppen in Florida, die die Männer unterwanderten, wurde "Brothers to the Rescue" genannt. Sie wurde von einem von der CIA ausgebildeten Exilanten namens José Basulto gegründet, der Flugzeuge von Florida nach Kuba flog, um die kubanische Regierung zu provozieren. 1996 schoss Kuba zwei der Flugzeuge dieser Gruppe ab, nachdem sie in den oder dem kubanischen Luftraum nahe gekommen waren. Vier Menschen starben. Die Cuban Five unterwanderten auch "Alpha 66", die "F4 Commandos" und die "Cuban American National Foundation."

1998 wurden die Fünf verhaftet. Zu den Anklagen gehörten "Verschwörung, Spionage begehen zu wollen", als [nicht registrierte] ausländische Agenten gehandelt zu haben und in einem Fall, "Verschwörung, Mord begehen zu wollen". Statt die Spione zurück nach Kuba auszuweisen, stellten die USA sie in Miami vor Gericht, was weithin kritisiert wurde. Robert Pastor, der nationale Sicherheitsberater für Lateinamerika von Präsident Jimmy Carter, sagte, Zitat: "In Miami Gericht über fünf kubanische Geheimagenten zu halten ist in etwa so fair wie ein Prozess gegen einen israelischen Geheimagenten in Teheran."

Nun folgt ein anderer Clip aus der Dokumentation, "Will the Real Terrorist Please stand Up". Er beginnt mit dem pensionierten Colonel Lawrence Wilkerson, dem früheren Chef des Mitarbeiterstabs von US-Außenminister Colin Powell.

Col. Lawrence Wilkerson: Man blicke auf die drakonischen Strafen, die sie bekamen. Zwei Mal Lebenslänglich, plus 15 Jahre? Und dies angeblich wegen des Abschusses der "Brothers to the Rescue" und so weiter, wozu ich absolut keinen Weg kenne, die Wahrheit herauszufinden, weil unsere Regierung, die kubanisch-amerikanische Gemeinde und andere, die Fakten so bedeckt halten und alle verfügbaren Materialien darüber so vernebeln.

"Local 10"-Reporter: Gerardo Hernández selbst sagte dazu: "Es ist für einige Länder notwendig, dass sie ihre Söhne und Töchter aussenden, um sich zu verteidigen, um gefährliche Missionen auszuführen, sei es in Afghanistan oder in Südflorida."

Ninoska Pérez Castellon: Es geht nicht darum, ob sie hierher geschickt wurden wegen Terroranschlägen, die es gab - die sich in Kuba ereigneten. Man schickt Leute nicht in ein anderes Land, weil man denkt, dass sie Aktionen verüben oder sagen wir, Aktionen begehen würden. Diese Fünf, das sind - wissen Sie, man versucht sie als Helden zu zeichnen, aber es sind Mörder.

Fox News-Reporter: Allen Fünfen wurde die Höchststrafen gegeben, über ein Jahr lang in Isolationshaft gehalten, ausgeschlossen davon bestimmte Familienmitglieder zu sehen, und was sie glauben, ist, dass es der vorurteilsträchtigste Gerichtsort war und wo ihnen kein Gerichtsortswechsel außerhalb von Miami gewährt wurde.

Leonard Weinglass: Also, es gab genügend Beweise für die Einschüchterung der Jury. Und tatsächlich sagten insbesondere einige der Geschworenen während des Auswahlprozesses, als sie gewählt wurden, dass sie Angst um ihre Familien hätten, wenn sie in diesem Fall zu einem Urteil kämen, dass für die Exilgemeinde in Miami nicht akzeptabel sei.

Col. Lawrence Wilkerson: Ich verstehe nicht, warum der Prozess im Dade-Bezirk, Florida, abgehalten wurde. Ein Gerichtsortwechsel ist für mich Laien etwas, was dann erforderlich ist, wenn es für den oder die Angeklagten an dem Verhandlungsort keine Chance auf ein faires Verfahren gibt.

Rep. George Miller: Nicht alle Terroristen werden so behandelt. Natürlich können die von der Administration bevorzugten in den Vereinigten Staaten straffrei operieren. Leute, die an Gewaltaktionen gegen Kuba teilnehmen, werden beschützt. Und dann sieht man einzelne Personen, die versucht haben, diese Terroranschläge zu beenden, die versuchen, die amerikanische Strafverfolgung von diesen Aktivitäten in Kenntnis zu setzen, das sind die Leute, die am Ende strafverfolgt werden - ich meine, Leute, die im Gefängnis landen. Und diejenigen, die Linienflugzeuge sprengen, diejenigen, die Hotels in die Luft jagen, diejenigen, die Gewaltakte verüben, sind frei - sie sind der Stolz der Stadt - denn die Administration wird von ihrer eigenen Politik hinsichtlich Kubas paralysiert, von der eigenen Politik des Krieges gegen den Terror. Und was man zu sehen bekommt, ist die Doppelmoral, die unglaublich ist.

Amy Goodman: Das war das Demokratische Kongressmitglied George Miller von Kalifornien. Vor ihm sprachen Lawrence Wilkerson, der frühere Chef des Mitarbeiterstabs von [US] Außenminister Colin Powell, sowie der verstorbene Anwalt der Cuban Five Leonard Weinglass und die kubanische Exilantin Ninoska Pérez Castellon. Das war ein Ausschnitt aus dem Film "Will the Real Terrorist Please Stand Up".
Wenn wir zurück kommen, gehen wir nach Havanna, Kuba, um mit René González, dem einzigen befreiten Mitglied der Cuban Five, darüber zu sprechen, warum er in die Vereinigten Staaten kam, um militante kubanische Exilanten auszuspionieren. Er wird über seine Verhaftung und die vier anderen Mitglieder der Cuban Five sprechen, die noch in Gefängnissen dieses Landes verbleiben. Wir werden auch mit Ricardo Alarcón sprechen. Bis zu Anfang diesen Jahres war er noch Präsident der Kubanischen Nationalversammlung. Er war früher auch Kubas Außenminister. Bleiben Sie dran.

[Pause]

Amy Goodman: Das war der kubanische Sänger Silvio Rodríguez während eines Konzerts zu Ehren der Cuban Five im September in Havanna. Hier ist "Democracy Now! Exclusive". Wir wenden und jetzt René González zu, dem einzigen befreiten Mitglied der Cuban Five. Er wurde im Oktober 2011 freigelassen. Er kehrte im April diesen Jahres nach Kuba zurück, nachdem er 13 Jahre in den Vereinigten Staaten inhaftiert war. Ich sprach vor Kurzem über "Democracy Now! Video stream" mit ihm in Havanna. Ich fragte ihn zuerst, warum er in die Vereinigten Staaten kam, um in militanten kubanischen Exilgruppen zu ermitteln.

René Gonząlez: Also, in meiner Generation gehörte es zu unserer Entwicklung oder zur allgemeinen Erfahrung, Leute aus Miami ankommen zu sehen, um unsere Küsten zu überfallen, auf Hotels zu schießen, Menschen hier in Kuba zu töten und Flugzeuge in die Luft zu jagen. Daher waren wir mit den terroristischen Aktivitäten wirklich vertraut, unter denen kubanische Menschen seit bereits vier Jahren zuvor litten. Daher war es für mich nicht schwer, die Mission, dorthin zu gehen, anzunehmen und die Aktivitäten einiger Leute zu überwachen, die von der CIA in den ’60ern ausgebildet worden waren. Einige von ihnen hatten an der Invasion in die Schweinebucht teilgenommen. Einige von denen sind danach nach Südamerika gegangen, um an der Operation Condor teilzunehmen. Und wenn sie auf die Geschichte dieser Leute blicken, dann können sie deren Verbindung zu den schlimmsten Aktionen der US-Regierung erkennen, sei es im Iran-Contras-Skandal - sogar das Komplott zur Ermordung Kenndys steht in Verbindung mit ihnen. Daher war es nicht schwer für mich, die Mission zu akzeptieren und dorthin zu gehen, um das Leben der kubanischen Bevölkerung zu schützen, und das ist es, was ich tat.

Amy Goodman: Was für Gruppen waren es, die Sie und Ihre Kollegen kamen zu infiltrieren? Was waren ihre Namen, und was wussten Sie speziell über sie, was sie in Miami taten?

René González: Also, wenn wir darüber sprechen wollen, dann sollten wir bei Luis Posada Carriles anfangen, der immer noch in Miami ist. Er wohnt dort unter dem Schutz der US-Regierung. Posada Carriles hat eine lange Terrorismus-Geschichte nicht nur gegenüber Kuba, sondern sogar auch innerhalb er Vereinigten Staaten. Er war für die Sprengung des Cubana Linienflugzeuges 1976 in Venezuela verantwortlich. Und später, als wir in Miami waren, organisierte er auch die Bomben, die in Hotels in Havanna gelegt wurden. Doch es ist nicht nur er. Ich meine, er arbeitet nicht allein. Das Traurige daran ist, dass er von der "Cuban American National Foundation" dafür bezahlt wurde, was eine legale Organisation ist, die in Verbindung mit dem Establishment in Washington steht, eine Organisation, die eine Lobby in Washington hat, die die Wahlkampagnen von Typen wie Ileana Ros-Lehtinen oder Lincoln Diaz Balart bezahlen. Und diese Leute bezahlten die Terroristen - den Terroristen, um 1997 Bomben in Havanna zu legen. So, das ist ein Beispiel für das ganze Programm, dem wir dort gegenüber standen.
Und natürlich gab es da auch einige andere Leute wie José Basulto, den Gründer von "Brothers to the Rescue", zuvor hatte er jedoch eine lange Terrorismus Geschichte gegenüber Kuba. Es gab Orlando Bosch, der zusammen mit Luis Posada Carriles, das Komplott geschmiedet hatte, in Venezuela ein kubanisches Linienflugzeug zu sprengen. Und dann haben wir beispielsweise die Gebrüder Novo Sampoll, die in Verbindung mit dem Mord an Orlando Letelier in Washington durch eine Autobombe standen. Daher ist die Liste lang, aber das sind - das waren die Leute, die wir beobachteten, und darin bestand unsere dortige Mission.

Amy Goodman: Wie gelang es Ihnen, von Kuba nach Miami zu kommen? Erklären Sie, wie Sie hier ankamen.

René González: Also, hier in Kuba war ich Pilot. So flog ich bei Operationen im Sport für Fallschirmspringer. Und, also gut, ich ergriff die Chance und stahl ein Flugzeug und landete damit in Key West. Da ich natürlich in den Vereinigten Staaten geboren war, zeigte ich nach meiner Landung dort meine Geburtsurkunde, und dann erlaubten sie mir, zum Haus meiner Familie zurückzukehren. Und danach landete ich bei den "Brothers to the Rescue", der ersten Organisation, die ich dort infiltrierte. Und der Rest bestand darin, mich mit all’ den Leuten in Verbindung zu setzen, wissen Sie, von einer Gruppe in die andere zu gehen und ihre Komplotts gegen unser Land herauszufinden.

Amy Goodman: Und was überraschte Sie am meisten, von dem, was Sie in den Verflechtungen dieser Gruppen von "Brothers to the Rescue" herausfanden? Sprechen Sie darüber, was die "Brothers to the Rescue" taten und wer sie unterstützte und was Sie nach Kuba berichteten.

René González: Also, wie ich Ihnen schon sagte, wurden "Brothers to the Rescue" von - ich meine, er ist eine Berühmtheit, ich würde sagen, er war es - José Basulto gegründet, er wurde als junger Mann von der CIA ausgebildet für die Invasion der Schweinebucht. Doch er gehörte zu denen, die danach die Infiltrationsteams genannt wurden. Daher war er nicht allein, sondern es war eine Bande von Kerlen aus den Infiltrationsteams, sie waren es. die "Brothers to the Rescue" schufen. Ursprünglich war es, würde ich sagen, eher eine Psycho-Operation. Sie versuchten, Leute dazu anzustacheln, Kuba mit Booten oder Flößen zu verlassen, und dann pflegten sie vorzugeben, dass - aber lassen Sie uns einräumen, dass sie einige von denen retteten und wissen Sie, dann Propaganda von ihren Rettungsaktionen zu machen. Es war eine sehr intelligente Operation, denn, wissen Sie, sie lief ja unter einer Voraussetzung - nämlich eines Teams, das an die humanitären Gefühle der Menschen appelliert - Flüchtlinge auf Flößen zu retten, Leben zu retten.
Und am Anfang wuchsen sie, wissen Sie, durch die Unterstützung der Leute in Miami. Aber dann, nach 1995, als die Einwanderungsabkommen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten unterschrieben worden waren, gingen sie dazu über, in den kubanischen Luftraum einzudringen, sie gingen oder flogen über Havanna und warfen Sachen ab. Und sie entwickelten einige andere Pläne, zu denen der Einsatz von Sprengstoff gehörte, der in Kuba gelegt werden sollte. So wurden sie wirklich gefährlich. 1995 versuchten sie schon andere Dinge als die, womit sie am Anfang begonnen hatten. Und, wissen Sie, so sahen die Aktivitäten aus, über die ich berichtete.

Amy Goodman: Können Sie über Basulto sprechen, über eine Waffe sprechen, die sie in den Everglades testeten?

René González: Also, das wurde als Beweis vor Gericht vorgelegt. Er entwarf eine Waffe, die wie eine Fackel funktionieren sollte. Lassen Sie uns zum Anfang zurück gehen, denn auch, wenn er Leben rettete, er - er rief mich eines Tages zu sich und fragte mich um Rat, wo man in Kuba einigen Sprengstoff anbringen könnte. Es war 1994 - ich meine 1992, Entschuldigjung. Seine Idee war damals einige Hochspannungsleitungen zu sprengen. Wissen Sie, damals 1992 war die wirtschaftliche Lage in Kuba wirklich schwer, und wir hatten täglich Stromausfälle. Daher beschloss er möglicherweise, dass er etwas dafür tun könne, dass diese Stromausfälle noch öfter passierten. Und er arbeitete schon einen Plan aus, wie man mit seinen Flugzeugen etwas Sprengstoff auf den Hochspannungsleitungen abladen könnte. Doch das war damals 1992.

Danach war er an Komplotts beteiligt, aus den alten Beständen des russischen Militärs Flugzeuge zu kaufen. Er erinnere mich an den Kauf einer L-39, die ein tschechoslowakisches Militärübungsflugzeug war. Er versuchte damals, eine MiG-23 zu kaufen, die ein sowjetisches Flugzeug war.

Amy Goodman: Können Sie darüber sprechen, wie es dazu kam, dass Sie in den Vereinigten Staaten verhaftet wurden?

René González: Also, das ist ein langer Prozess, aber ich will es kurz machen.
Mitte 1998 gab es die Gelegenheit für die beiden Regierungen von Kuba und den Vereinigten Staaten, gemeinsam gegen den Terrorismus zu arbeiten. Eine FBI-Delegation hatte Havanna für einige Tage im Juni desselben Jahres besucht. Und bevor sie von Kuba in die Vereinigten Staaten zurück kehrte, hatte sie der kubanischen Regierung versprochen, dass sie wegen der umfangreichen Information, die ihnen über die hauptsächlich von Florida ausgehenden terroristischen Aktivitäten gegen Kuba gegeben worden war, etwas zu unternehmen. Und drei Monate nach diesem Treffen änderte sich plötzlich alles, und das FBI überfiel unsere Wohnungen, und wir wurden alle am 12. September 1998 verhaftet. Sie steckten uns für anderthalb Jahre in Isolationshaft. Und dann begann sich die ganze Geschichte zu entwickeln.

Amy Goodman: Wie war die Zeit im Gefängnis, in einer Gefangenschaft von 15 Jahren? Wie wurden Sie behandelt?

René González: Also, ich würde sagen, es gab zwei Etappen. In Miami taten sie alles, um uns zu brechen. Sie steckten uns in Isolationshaft. Sie behielten uns anderthalb Jahre lang in einem Loch. Sie nutzten diese Bedingungen, um uns am Zugang zum Beweismaterial für den Prozess zu hindern, was einer der Gründe ist, warum die UN-Arbeitsgruppe zu Willkürlichen Inhaftierungen das Verfahren ablehnte, übrigens auch Amnesty International. Sie nutzten auch meine Familie, um mich zu bestrafen. Sie erlaubten mir nicht, meine Töchter zu sehen, aus irgendwelchen vorgeschobenen Gründen. Und das wurde nur auf mich angewandt, denn niemandem anderen in diesem Gebäude wurden solche Beschränkungen auferlegt. Daher könnte ich sagen - und ich möchte es so sagen: sie waren während unserer Zeit in Miami uns gegenüber sehr grausam.
Aber, gut, danach geht man, wissen Sie, zur Normalität über - wenn man nach Pennsylvania kommt, ist man wie jeder andere. Und das ist einer der Gründe, warum wir sagen, dass die Verhandlung nicht in Miami geführt werden durfte, denn, wenn man einmal Miami verlassen hat, dann ist man wieder eine normale Person.

Amy Goodman: Und wo sind die anderen Mitglieder der Cuban Five, die Vier, die noch in Gefangenschaft sind. Einer von ihnen soll bald entlassen werden - richtig? - im Februar.

René González: Ja, Fernando, er sollte seine Strafe im kommenden Februar beendet haben. Und ich hoffe, dass er geraden Wegs nach Kuba kommt, denn er ist kein US-Bürger, daher sollte er aus den USA ausgewiesen werden. Und dann ist es Antonio, der noch vier Jahre davon entfernt ist. Ramón ist schon - ist noch 11 Jahre davon entfernt, was - es wäre ein Verbrechen, wenn er im Gefängnis bleiben müsste. Und dann Gerardo, der es immer noch mit Lebenslänglich zu tun hat.

Amy Goodman: Und wo sind sie im Gefängnis?

René González: Also, sie sind über die ganzen Vereinigten Staaten verstreut. Antonio kam in das Gefängnis, aus dem ich gerade draußen bin, in Marianna. Fernando ist in Arizona im Gefängnis, in einem Einwanderungsgefängnis, ich glaube, einem Gefängnis geringerer Sicherheitsstufe. Ramón ist in Ashland, Kentucky, glaube ich. Und Fernando, vielmehr Gerardo ist in Victorville in Kalifornien.

Amy Goodman: Was lässt Sie hoffen, dass sie vor Beendigung ihrer Strafzeit freigelassen werden? Ich meine, zum Beispiel Gerardo ist im Gefängnis zu - was ist es noch gleich - zwei Mal lebenslänglichen Strafen.

René González: Also, meine Hoffnung besteht hauptsächlich darin, dass die Art des Verfahren zu düster, zu pervers ist, um dem Druck der besten Menschen in der Welt zu widerstehen. Ich glaube, dass dieses Unrecht, dieser Prozess, als das schlechteste Beispiel für das in die Geschichte eingehen wird, was man US-Recht nennt. Und ich hoffe, dass die US-Regierung nach und nach einsehen wird, dass sie das Gewicht dieses Unrechts mehr kostet als das Problem zu lösen.

Amy Goodman: Sie waren bereits inhaftiert, denn Sie wurden im Juni 2001 verurteilt. Sie waren zur Zeit des 9/11-Anschlags in Haft, richtig? Am 11. September, 2001. Und ich würde gerne wissen, was Sie in dieser Zeit gedacht haben. Ich meine, davor war der tödlichste Luftfahrt-Terrorismus in der Hemisphäre der von 1976, bei dem das Flugzeug der Cubana in Venezuela heruntergeholt worden war, bei dem das gesamte kubanische olympische Team, die gesamte kubanische Fechtmannschaft, alle 73 Menschen an Bord getötet wurden. Letztlich wurde Posada Carriles durch Panama in Abwesenheit verurteilt, der jetzt in Miami lebt. Ihre Gedanken zu dem damaligen Geschehen, was dem gehört, das man Terrorismus nennt, und da, wo Sie gerade waren, im Gefängnis?

René González: Also, meine erste Reaktion war Schock. Natürlich kann niemand diesen Tag vergessen. Ich war in meiner Zelle, und plötzlich rief jemand: "Schau dir das an!" Und, wissen Sie, kaum war ich aus der Zelle, stand da ein Fernsehapparat, und das erste Flugzeug war schon in den ersten Turm eingeschlagen. Also, ich war - wissen Sie, ich dachte zuerst, dass es ein Unfall sei. So sprachen wir über einen Unfall, wie der wohl passiert sein mochte. Und dann sah ich plötzlich den zweiten Einschlag, und ich konnte es nicht glauben. Und natürlich war es - es war schockierend. Ich war so bewegt von dem allen - Ich kann die Leute nie vergessen, die aus Gebäuden springen mussten. Das ist etwas, dass du keinem wünschst. Und, wissen Sie, die erste Reaktion war nur der Schock über etwas ganz Schreckliches.
Und dann muss man ein Bisschen länger darüber nachdenken. Und, gut, ich glaube, bei meiner Verteidigungsrede vor der Richterin, sprach ich ein Bisschen darüber. Ich glaube, solange jemand glaubt, dass es einige gute Terroristen und einige böse Terroristen gibt, wird der Terrorismus andauern. Und es ist schade, denn ich sagte gegenüber der Richterin, und man kann ein Kapitalist sein, man kann ein Jude sein, man kann ein Katholik oder ein Moslem sein und ein guter Mensch sein. Aber ein Terrorist ist eine kranke Person, es ist kein guter Mensch. Und für mich ist die Tatsache, dass einige Leute, wie meine Strafverfolger beispielsweise, glauben, dass es einige Terroristen verdienen, beschützt zu werden und einige nicht, ich meine, es ist eine - ich kann nicht glauben, dass dies noch im 21. Jahrhundert passiert.

Amy Goodman: Und was war Ihre Reaktion denen gegenüber, die sagten, dass Kuba, als es am 24. Februar 1996 die Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" abschoss, wobei vier der Mitglieder von "Brothers to the Rescue" getötet wurden, ein terroristischer Akt war?

René González: Ich sehe das nicht - ich meine, die Definition von "Terrorismus" reicht nicht so weit. Terrorismus, obgleich ich weiß - ich anerkenne, dass die Definition manchmal zu politisch ist, politisch motiviert. Aber meine Definition ist die, dass es - es ist die wahllose Anwendung von Gewalt, um der Bevölkerung Furcht einzuflößen. Und ich sehe nicht ein, wie das auf die Ereignisse vom Februar 1996 passt. Wir sprechen von einem Kerl, der ein Terrorist sein wollte, der plötzlich entdeckte, dass er ein Philanthrop sei und eine Organisation schuf. Er fliegt jahrelang vor der kubanischen Küste, ohne irgend einen Zwischenfall, während er Bootsflüchtlinge rettet. Kuba greift in seine Aktivitäten nicht ein. Und plötzlich beschließt er, dass er in den kubanischen Luftraum einbrechen und dort tun kann, was er nur möchte, und er beginnt sogar Pläne zu entwerfen, um Sprengstoff und Waffen mit seinen Flugzeugen in Kuba einzusetzen. Und ich meine, jeder würde es akzeptieren, dass die Verteidigung des Landes gegen solche Aktionen ein Akt der Souveränität ist.

Amy Goodman: René González, das einzige befreite Mitglied der Cuban Five. Er wurde im Oktober 2011 freigelassen, kehrte im vergangenen April nach 13 Jahren Haft in den USA nach Kuba zurück. Wir sprachen mit ihm in Havanna. Wenn wir zurück kommen, werden wir mit Ricardo Alarcón sprechen, dem früheren Präsidenten der Kubanischen Nationalversammlung und ebenfalls früheren kubanischen Außenminister. Wir werden mit ihm über dieses Treffen mit dem FBI sprechen, warum Kuba das FBI zu einem Treffen in Havanna rief. Hier ist "Democracy Now! Wir sind in einer Minute zurück.

Deutsch: ”Basta Ya! (jmb)

(Quelle: Democracy Now vom 24. Oktober 2013)

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