CounterPunch, 6. Mai 2014

Ein radikaler Humanist

Saul Landau: Mach’ es besser

Von Nelson P. Valdes

Ich würde meine Stimme gerne dem anerkennungsvollen Gedenken und den Saul Landau gezollten Ehrerweisungen hinzufügen, einem kubanischen, nordamerikanischen und universalen Menschen mit vielen Talenten, der Freund, Poet, Schriftsteller, beliebter Lehrer, Universitätsprofessor, Dokumentator und Filmemacher, ein Radikaler, ein Humanist, ein Verteidiger der gerechten und demokratischen Sache, ein Bilderstürmer, ein Journalist, ein Mitarbeiter an Radiosendern, ein Historiker, ein Athlet, ein Vater, ein Großvater, ein Freund Tausender und sicher ein Beispiel für uns alle war.
Er war auch ein Meister der Feder, des Mikrophons, der Fernsehkamera, des Steuerpults und der Freundschaft. Er schrieb Romane, er organisierte und schuf Organisationen wie das "Institute for Policy Studies", die "National Security Archives", das "Center for Cuban Studies" und "Holland’s Transnational Institute". Er graduierte an der Universität von Wisconsin und schrieb eine bemerkenswerte Magisterarbeit. Er ging ebenfalls nach Stanford. Er publizierte 14 Bücher und 50 Dokumentationen und Filme und schrieb über 500 Artikel und genau so viele Buchrezensionen. Und er war Mentor für Hunderte.
José Martí sagte einst in der "Hardman Hall" in New York am 10. Oktober 1890: "Ein ehrlicher Mann sucht nicht den Pfad des Vorteils, sondern den der Pflicht..." Saul, der nur wenige Blöcke entfernt von dort geboren wurde, lebte sein Leben genau, wie Martí es vorschlug.
Saul wurde am 15. Januar 1936 in der Bronx, New York, geboren, in einer Umgebung, die von Juden, Schwarzen, Katholiken, Iren, Russen und Latinos überquoll. Als Kind sah er, wie seine Nachbarschaft demographisch wuchs, mit fast der Geschwindigkeit wie die der U-Bahnen, die er gewöhnlich nutzte. Juden aus Zentral- und Osteuropa zählten dort zur Mehrheit der Bewohner, zu einer Zeit, als dort - politisch gesprochen - der Anteil der linken Amerikaner den einflussreichsten Sektor bildete. Saul erzählte mir, dass er sich nicht an seinen Vater erinnern könne, der dort als Linker eine Apotheke besessen habe. Seine Umgebung sei jedoch großstädtisch gewesen.
Die jüdisch-intellektuelle Tradition schloss sich genau in der Zeit, als er aufwuchs, der der Schwarzen an - der "Harlem-Renaissance". - Als High-School-Student nahm er schon an den progressiven Aktionen teil. Er war ein junger Linker, als er zum Studium nach Wisconsin ging. Gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten wie Tom Hayden, James O’Connor und Lee Baxandall schuf er das, was wir als die neue Linke kennen, das "Fair Play" für das Kuba-Komitee und andere Organisationen.
Er gründete die Journale "Studies on the Left" und "Ramparts" ["Bollwerke", Anm. d. Ü.]. Er half C. Wright Mills bei seinem Buch, "Listen Yankee", und sie gaben gemeinsam das Buch, "The Marxists" heraus. Doch Mills war nicht der einzige bekannte Soziologe, mit dem Saul mit kaum 23 Jahren zusammen arbeitete. Da gab es auch noch Max Webers besten Schüler, Hans Gerth, mit dem er 1960 den berühmten Essay über die Integration von Geschichte und Soziologie schrieb. Gerth war damals schon in seinen 60ern.
Sauls Leben verdient eine ausführliche Biographie. Das FBI hielt Saul für ein schlechtes Beispiel für die übrige Menschheit und sammelte über 15.000 Geheimdokumente über ihn.
Ich hatte mehr als einmal die Chance, täglich mit Saul zu telefonieren. In den letzten fünf Jahren machten wir das täglich. Er brachte viele von uns durch seine Telefonate miteinander in Verbindung. Wir schrieben auch Artikel für "CounterPunch" und andere Austragungsorte. Ich erinnere mich an den Ablauf jeden Artikels. Er pflegte in einer Woche einen Artikel anzufangen, und ich tat das dann eine Woche darauf. Ich erinnere mich, dass er jedes Mal, wenn er mir seinen Entwurf schickte, dazu sagte: "Mach es besser". Darin bestand grundsätzlich seine Tagesphilosphie: Mach die Welt besser. Für Saul war das eine PFLICHT. Und so sollten wir uns auch an ihn erinnern.

[Dieser Text wurde am 18. Dezember 2013 in Havanna verlesen.]

Unter INFORMATIONEN finden Sie in den Rubriken Publizisten und Presse zahlreiche Übersetzungen von Artikeln von Saul Landau, teilweise mit Nelson P. Valdes gemeinsam.

Deutsch: ¡Basta Ya! (jmb)

(Quelle: CounterPunch vom 6. Mai 2014)

Zurück