Paul McKenna: Wir hoffen, dass das Berufungsgericht dieses Unrecht korrigieren kann.

5. April 2003
Bernie Dwyer
Radio Habana Cuba

Paul McKenna, der zum US-Pflichtverteidiger für Gerardo Hernández bestimmt wurde und der bei der Verteidigung eines Mannes, den er schätzen und respektieren gelernt hat, weit über seine Pflichten hinaus ging, sprach mit Bernie Dwyer von Radio Havana Cuba, nachdem er dem 11th Circuit Court of Appeals in Atlanta einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens für seinen Klienten präsentiert hat. Er sprach von seinem Büro in Florida.

Bernie Dwyer - Guten Tag Herr McKenna, Radio Havana hat ein bißchen Angst, Sie heute anzurufen, wissen wir doch, dass Sie sich während der letzten Monate vorbereitet haben, beim 11th Circuit of Appeals Berufung einzulegen, um wegen des fehlerhaften Verfahrens in Miami ein Wiederaufnahmeverfahren für Ihren Klienten Gerardo Hernández zu erreichen. Einer vom Team der Verteidiger hat für die Vorbereitung des Antrages für seinen Klienten Antonio Guerrero einen weiteren Monat Zeit gefordert und bewilligt bekommen, weil sein Klient einen Monat in Isolationshaft verbracht hat. Wie weit sind Sie, um den ursprünglich Termin einhalten zu können?

Paul McKenna - Gut, ich habe meinen Antrag heute eingereicht, und ich bin sehr glücklich mit dem Antrag, den wir fertiggestellt haben. Ich freue mich über das, was wir produziert haben, und ich bin sehr optimistisch, dass wir einige Unterstützung bei dieser Berufung bekommen.

Bernie Dwyer - Hat der Monat, den Gerardo in Isolationshaft verbracht hat, die Vorbereitung des Antrags gestört?

Paul McKenna - Glücklicherweise fuhr ich am 14. Februar, kurz bevor sie ihn wegsperrten, nach Kalifornien und wir hatten ein äußerst produktives Treffen während des ganzen Tages. Wir hatten die Gelegenheit, den Antrag, den ich entworfen hatte, durchzugehen, und er schlug Änderungen vor, die ich durchführte. Es wäre schön gewesen, auch weiterhin seine Mitarbeit zu haben, aber die Vereinigten Staaten (die Regierung) taten alles was sie konnten, um während der kritischen Phase der Berufung meinen Kontakt zu Gerardo zu unterbinden. Nichtsdestotrotz hat mich Gerardo beauftragt, diesen Antrag einzureichen und auch seine Familie - insbesondere seine reizende und hübsche Frau Adriana - hat mich gebeten ihn einzureichen, weil die Leute in Kuba so lange darauf gewartet haben, und wir waren fertig, und so haben wir beschlossen, es zu tun.

Bernie Dwyer - Können Sie uns den Hauptaspekt der Berufung erläutern?

Paul McKenna - Der eigentliche Punkt der Berufung ist die Verurteilung dafür, dass er in den Abschuß der zwei Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" verwickelt sein soll. Was ich gemacht habe, ist es, dem Berufungsgericht die ganze Wahrheit über die Geschichte der "Brothers to the Resccue" zu erzählen, wie sie über Jahre den kubanischen Luftraum verletzt haben und wiederholt aufgefordert wurden, damit aufzuhören - nicht nur von der kubanischen Luftüberwachung und der kubanischen Regierung, sondern auch von der Luftüberwachung und Regierung der USA. Das US-Statedepartment, die Bundesluftfahrtbehörden, jede vorstellbare Organisation forderte sie auf, mit diesen gefährlichen Flügen aufzuhören, aber sie machten weiter. Ich führte auch an, dass das ein Staatsakt war, eine Entscheidung der Regierung, mit der Gerardo Hernández nichts zu tun hat. Gerardo Hernández hat nicht entschieden, dass diese Flugzeuge abgeschossen werden. Sie wurde von der Regierung Kubas in Verteidigung ihrer Souveränität gefällt. Jede Nation hat das Recht, das zu tun. Dies ist das Argument, welches ich dem Berufungsgericht geliefert habe, dass die Regierung Kubas das Recht besitzt, die Souveränität seines eigenen Territoriums zu verteidigen. Sehen Sie einmal auf die Vereinigten Staaten. Wir gehen in souveräne Gebiete, die tausende von Meilen von unserem eigenen Land entfernt sind. Und Kuba hat nichts anderes versucht, als seine Grenzen zu verteidigen, und das ist eine Situation, die niemals hätte eintreten dürfen. Ich glaube, das Berufungsgericht wird diesen Antrag lesen, und zwar auf ruhige und vernünftige Weise, und nicht wie dieses verrückte Verfahren, das wir damals 2001 in Miami, Florida hatten.

Bernie Dwyer - Sind die heutigen Verfahren, einen Antrag an das Berufungsgericht zu stellen, sehr kompliziert?

Paul McKenna - Ja, es ist sehr kompliziert. Wir sind begrenzt in der Zahl der Seiten und der Wörter, die wir vorbringen können. Mein Antrag umfaßt insgesamt 60 Seiten und ich mußte ungefähr 20 Kopien davon machen. Ich mußte sechs Kopien und ein Original an das Berufungsgericht schicken. Ich mußte eine Kopie an jeden der Angeklagten, die fünf Helden, schicken. Ich mußte Kopien an die Regierung und auch noch an andere Agenturen schicken. Dann mußte ich auch noch ein Dokument, das sich "Records Excerpts" nennt, vorlegen, verschiedene Anlagen, die ich im Verfahren benutzte, die helfen sollen, meinen Standpunkt bei der Berufung zu begründen. Diese Dokumente wurden auch an das Berufungsgericht geschickt. Es war ein komplizierter und langwieriger Vorgang. Und jetzt wird es ein Richtergremium geben, drei Richter mit ihren Sachbearbeitern, die mit der Prüfung des Materials beginnen, und dann werden die Richter meinen Antrag prüfen und ihn lesen, und dann wird der Regierung erlaubt, einen Antrag einzureichen. Dann sind wir in der Lage einen Gegenantrag zu stellen.

Bernie Dwyer - Herr McKenna, sie sagten am Anfang, dass Sie sehr optimistisch seien. Aber es hat doch von Anfang an ernste Hindernisse gegeben. Wo liegt diesmal der Unterschied?

Paul McKenna - Ich sehe den Antrag, den wir zusammenbekommen haben, sehr optimistisch. Wir sind in der Lage, ihn einer anderen Zielgruppe zu unterbreiten. Das letzte Mal bestand die Zielgruppe aus Leuten von den Straßen Miamis, und das war die falsche Zielgruppe. Wir wollten den Fall niemals vor diese Zielgruppe bringen. Diesmal werden wir den Fall drei Richtern in Atlanta, Geogia vortragen, das sind studierte Leute. Sie können diesen Fall objektiv betrachten, und was Gerardo schützt, ist das Gesetz. Das ist der Grund dafür, dass er für die Anklagen nicht hätte verurteilt werden sollen, weil unser Gesetz ihn hätte schützen sollen, und er in diesem Fall nicht den Schutz des Gesetzes erhielt. Darum hoffen wir, dass das Berufungsgericht dieses Unrecht korrigieren kann.

Bernie Dwyer - Die Fünf sind gerade aus der Isolationshaft entlassen worden. haben Sie ein Idee, weshalb man sie in ihren verschiedenen Gefängnissen zu einer so sensiblen Zeit in Isolation genommen hat?

Paul McKenna - Die Frage kann ich nicht beantworten. Was ich sagen kann, sie waren keine Bedrohung für die Vereinigten Staaten, und der Zeitpunkt war empörend, da wir mitten in den Vorbereitungen der Anträge waren, der Endstufe. Ich dachte, das es völlig willkürlich war, aber ich erzähle Ihnen Folgendes: Es war nicht das erste Mal, das den Fünf so etwas passiert. Sie sind schon vorher in solche Umstände gebracht worden. Sie sind tapfere, starke Männer und willkürliche Akte, wie dieser der USA, werden sie nicht brechen und werden sie nicht verletzen. Sie werden weiter für das stehen, für das sie stehen, und der Berufungsprozeß ging ungestört weiter, weil wir nicht aufhören werden, das zu tun, was wir tun müssen. Wir werden weiter machen, und das ist die Entscheidung, die wir getroffen haben, auch wenn sie versuchten diese Männer zu brechen, indem man sie in der Endstufe ihrer Berufung in Isolationshaft nimmt.

Bernie Dwyer - Wie bald werden Sie ein Ergebnis der Berufung haben?

Paul McKenna - Nachdem Herr Weinglass seinen Antrag in dreißig Tagen eingereicht hat, wird es wahrscheinlich zwei oder drei Monate dauern bis die Regierung ihren Antrag einreicht, und danach wird uns das Berufungsgericht einen weiteren Monat zubilligen, unsere Antwort zu formulieren. Ich schätze, dass die mündliche Verhandlung in etwa sechs bis acht Monaten sein wird.

Deutsch: ¡Basta Ya!

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