US-Agrarexperte Nelson Graham zieht mit Fernando González einen Freundschaftsbaum auf

Radio Havana Cuba, 24. Juni 2004

Eugene Godfrey von Radio Havana sprach über die Radiostation WORT Madison am Mittwoch mit Victoria Guttierez vom "Madision Committee to Free the Five" und mit Nelson Graham, der eine lange Brieffreundschaft mit Fernando unterhält. Begleitet wurden sie von Twana Stepto von WORT-Radio und dem "Pastors for Peace"-Mitglied Skipper Bailey, der sich gerade an der Karawane beteiligt, die Spenden nach Kuba bringt, und der mitgeholfen hat, dieses Treffen zu organisieren.
Victoria Guttierez erklärte, dass Fernando im Hochsicherheitsgefängnis von Oxfort, eine Stunde nördlich von Madison einsitzt, dass aber nur wenige Menschen davon wüssten.
"Hier in den Vereinigten Staaten ist es sehr schwer Nachrichten und Informationen über Kuba zu bekommen. Das ist unser Problem in der Kampagne, die Fünf zu befreien. Viele Menschen wissen nicht, dass die Fünf im Gefängnis sind, geschweige denn von dem historischen Kontext ihrer Gefangennahme. Vor einigen Monaten, im März, hatte unser Nationales Komitee eine Anzeige in der New York Times aufgegeben, um diese Nachricht zu verbreiten. Ich glaube, wir können allgemein sagen, dass die Menschen hier in Madison sowie in den ganzen Vereinigten Staaten eine neue Politik in bezug auf Kuba wollen und nicht einverstanden sind, mit dem, was in den höheren Etagen abgeht. Das Wichtigste, was wir zur Zeit zu tun versuchen, ist es, die Menschen über die Geschichte und die Fünf zu informieren.
Das Gefängnis, in dem sich Fernando aufhält ist eine Hochsicherheitseinrichtung. Er kann außer seiner Familie keinen Besuch empfangen. Ich habe hier einen Freund, Nelson Graham, der eine sehr intime Brieffreundschaft mit Fernando pflegt, weil er ihn nicht besuchen darf."
"Fernando ist ein guter Brieffreund, und wir beenden unsere Briefe immer mit den Worten ‘Paz y Amistad’ [Frieden und Freundschaft]. Wir haben uns ziemlich gut kennengelernt. Es geht ihm gut, er ist guten Mutes und er hält sich in Form und wir unterhalten uns über viele verschiedenen Dinge.
Im Gefängnis nennt man ihn den "Briefträger", weil er mehr Post bekommt als jeder andere. Er ist sehr dankbar dafür. Sogar die Gefängniswärter meinen, er sollte eigentlich für das Austeilen der Post zuständig sein. Alles in allem, je mehr Post er bekommt, desto mehr merken die Gefängnisbeamten in Oxford, wen sie da vor sich haben. Viel Post kommt aus aller Welt - eine Schachtel am Tag - und eine ganze Menge kommt von mir. Fernando und ich schreiben uns mehrfach in der Woche und ich schicke ihm Zeitungsartikel.
Die anderen Gefangenen behandeln ihn gut. Im Sommer spielt er in einer Softball-Mannschaft und arbeitet mit anderen Gefangenen, um sich zu beschäftigen. Er wird respektiert und als politischer Gefangener behandelt. Trotzdem, sagt er, kennen die Leute den Sachverhalt häufig nicht.
Er bekommt keine besondere Behandlung, aber er hat mir von dem Monat Isolationshaft im letzten Jahr geschrieben, und das war nicht gut. Er lebt unter sehr kargen Verhältnissen - er hat einen sehr einfachen Raum und darf nur drei Bücher gleichzeitig haben. Wenn er mehr erhält, muß er sie Freunden geben, die sie für ihn verwahren.
Er ist sehr beschäftigt. Am meisten mit der ganzen Korrespondenz, die er jeden Tag erledigt, sagt er. Er äußert sich zur Politik, ist aber auch sehr an Frieden und Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern interessiert - es ist ein gemeinsamer Lernprozess für uns beide.
Er scheint guten Mutes. Er hat mich gebeten, ihm ein Buch über Fitness zu schicken und ich habe ihm eines über richtige Ernährung und Körperübungen geschickt. Er bekommt täglich Entspannungsübungen. Er läuft und macht Übungen, um in Form zu bleiben. Als seine Frau Rosa hier war, sagte sie, dass er abgenommen habe, und das sei auch gut so, weil er so gesund bleibt. Sie erwähnte, dass es so scheine, als ob man in Wisconsin große Mengen an Nudeln möge. Er bekommt eine Menge Makkaroni und Spaghetti. Sie sollten die Leute hier lehren, wie man einen Gefangenen für 30 Cent am Tag ernähren kann.
Er ist guter Laune. In keinem seiner Briefe hat er jemals Bitterkeit verspüren lassen, obwohl ich meine, er hätte Grund dazu. Seine Frau und seine Mutter sagen auch, dass er nur von Hoffnung für die Zukunft und der Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern spricht.
Manchmal berichtet Fernando aufgeregt über wild lebende Tiere außerhalb des Gefängniszaunes. Er hat Rotwild, ein wildes Kaninchen und viele Vögel gesehen. Ich arbeite draußen, sodass wir uns viel darüber erzählen können. Wir haben ein Projekt, das auch einen Bonsaibaum einschließt. Er gewann Interesse an Bonsai, wovon ich nicht viel verstehe, und er bat mich, ihm ein Buch darüber zu schicken, was ich vor etwa anderthalb Jahren auch tat. Ich schlug vor, dass ich einen Bonsai beschaffe und ihn nach seinen Anweisungen in meinem Haus in Madison halte. Es wurde ein Gemeinschaftsprojekt - wir nennen es Freundschaftsbaum. Er macht sich gut. Es ist ein "root over rock", für diese Bonsai-Experten [Ishitsuki – die Felsenform, bei der der Ballen eines oder mehrerer Bäume auf einen Stein gepflanzt werden, Anm.: d. Ü.] auf einem Stein von einem Feld in Wisconsin nach Fernandos Vorschlag - und er gehört zur Art der Fikus. Er half mir, den Topf und die Bodenart auszuwählen, und sagte mir, wie ich den Baum zu behandeln hätte und dass er nicht zuviel Sonnenlicht bekommen dürfe. Er gibt die Anweisungen, und ich führe sie aus. Es gibt uns eine Verbindung, die über die Gefängnismauern geht.

Deutsch: ˇBasta Ya!

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