5 kubanische Spione fechten ihre langen Strafen aus einem Verfahren in Miami an

Von Ann W. O’Neill und Vanessa Bauzá
South-Florida Sun-Sentinel, 11. März 2004

In ihrer Heimat sind die, als die Cuban 5 bekannten, verurteilten Mitglieder eines Spionageringes Helden und haben sich eine internationale Gefolgschaft von Menschenrechts- und linkslastigen Kreisen erworben. "Free the Five!" steht auf den Web sites, Petitionen und ganzseitigen Zeitungsanzeigen.
Am Mittwoch bekamen sie dann endlich das kollektive Gehör von drei Menschen, die ihnen ihre Freiheit geben können - einem Gremium von Berufungsrichtern in Miami.
Gerardo Hernández Nordela, 38, Ramón Labañino Salazar, 40, Antonio Guerrero Rodríguez, 45, Fernando González Llort, 40 und René González Sehwerert, 47 wurden im Juni 2001 nach einem sieben Monate dauernden Spionageprozess verurteilt. Sie sitzen Strafen von 15 Jahren bis lebenslänglich in Bundesgefängnissen verstreut auf das ganzen Land ab.
Als Mitglieder des sogenannten Wespen-Netzwerkes wurden sie dafür verurteilt, dass sie sich nicht als ausländische Agenten registriert lassen haben und sich verschworen hätten, in US-Militäreinrichtungen und der Exilgemeinde in Südflorida zu spionieren.
Hernández, der Leiter, wurde auch im Zusammenhang mit dem Abschuss von zwei Flugzeugen der "Brothers to the Rescue" 1996, bei dem vier US-Zivilpiloten über internationalem Luftraum außerhalb der Insel getötet wurden, verurteilt.
Ihre Unterstützer behaupten schon lange, sie seien politische Gefangene, deren Prozess durchgepeitscht worden wäre. In Kuba werden sie als Antiterroristen gefeiert, und die Castro-Regierung hat Massenkundgebungen für sie organisiert. Selbst die kleinsten und abgelegensten kubanischen Dörfer haben ein bescheidenes Monument, das an die "fünf Helden" erinnert.
"Kuba wartet auf Gerechtigkeit", sagte Miguel Alvarez, der Berater des Präsidenten der kubanischen Nationalversammlung, Ricardo Alarcón. "Das Verfahren war unfair", fügt er hinzu, weil "es war ein sehr politisiertes Verhör, um den Sektoren in Miami eien Gefallen zu tun, die eine radikale Politik gegen Kuba betreiben."
Labañinos Ehefrau, Elizabeth Palmeiro, wartet voller Hoffnung in Kuba. "Ich bin fest davon überzeugt, dass das amerikanische Volk den Ruf nach Gerechtigkeit unterstützen wird, wenn es einmal erfahren hat, was unseren Ehemännern und Compañeros zugestoßen ist.", sagte sie.
Die Anwälte, einschließlich der Veteran aus dem "Chicago-7-Verfahren, Leonard Weinglass, diskutierten Mittwoch vor einem Gremium des "11th U.S. Circuit Court of Appeals". Er behauptete, die anti-Castro-Stimmung in Miami sei so bösartig und verwurzelt, dass es unmöglich gewesen sei, eine objektive Jury zusammen zu stellen. Die Urteile sollten verworfen werden, fügte er hinzu, weil das Verfahren leicht 30 Meilen weiter nördlich nach Fort Lauerdale hätte verlegt werden können, wo die Einstellung zu Kuba und Castro weniger angeheizt ist.
"Hier", in Miami, "haben Sie eine Gemeinde von bis zu einer halben Millionen Menschen, die ihre Häuser, ihre Geschäfte und ihren Lebensunterhalt verloren haben wegen der Regierung, die die fünf geschickt hat", erzählte er den Richtern.
Auch wenn in der Jury keine Kubano-Amerikaner saßen, "hat ein halbes Dutzend Juroren, alles keine Kubaner, gesagt, sie hätten Angst, in der Jury zu sitzen", fügte Weinglass hinzu. "Warum? Sie hatten keine Angst vor den Angeklagten. Sie hatten Angst vor ihren Nachbarn. Sie hatten Angst vor ihren Kollegen. Sie hatten Angst vor der Gemeinde."
In den Jahren vor dem Verfahren wurde die Stimmung in Miami von zwei Ereignissen angeheizt: Der Abschuss der Flugzeuge der "Brothers to the Rescue" und der internationale Vormundschaftskrieg wegen Elián González.
Die Anwälte merkten an, dass nicht einmal ein Jahr vor dem Verfahren 100.000 Menschen in Miami gegen die Entscheidung der US-Regierung protestierten, Elián zurück zu seinem Vater in Kuba zu schicken.
Richter Stanley Birch, der das Gremium leitete, sprang auf ein anderes Argument von Weinglass an: Ein Jahr nach dem Spionageprozess haben Juristen aus dem Büro des selben US-Staatssekretärs die Vorurteile gegen Kuba als Grund dafür genannt, dass ein Zivilverfahren wegen der Razzia zur Ergreifung von Elián verlegt werden muß. [Im April 2000 hatten FBI-Beamte Elián gewaltsam aus dem Haus seiner Entführer befreit - A.d.Ü.].
Die Richter nahmen auch die Assistenz-US-Staatsanwältin Caroline Miller in die Mangel inbezug darauf, welche Beweise es für die Verbindung von Hernández mit der Mordverschwörung gäbe. Sie wies auf verschlüsselte Botschaften aus Havanna hin, wonach er dafür sorgen solle, dass die Agenten nicht mit den "Brothers to the Rescue" während der Zeit, als die Flugzeuge abgeschossen wurden, flögen.
Assistenz-Zivilverteidiger Richard Klugh behauptete, es wäre ein "außergewöhnlicher Vertrauensvorschuss" für Hernández gewesen, hätte er von Havannas Absichten gewusst. Außerdem behauptete Klugh, die lebenslänglichen Strafen von Hernández, Guerrero und Labañino beruhten auf Spionage, die sich auf Informationen bezog, die ohnehin schon in der Öffentlichkeit bekannt gewesen seien. Die Auswirkungen seien "nicht mehr als ein Floh auf dem Pickel der Vereinigten Staaten" gewesen."
Für Weinglass war die Angelegenheit Gerichtsort, Gerichtsort, Gerichtsort. "Miami ist nicht der Bösewicht in diesem [Theater-] Stück.", erzählte er Reportern, die sich nach der Anhörung zu einer Pressekonferenz versammelt hatten. Auf dem Tisch vor ihm lagen stapelweise Petitionen mit insgesamt 50.000 Unterschriften. Hinter ihm hing ein Banner mit Bildern der fünf verurteilten Spione.
"Miami ist Miami. Es ist eine Stadt mit eigener Geschichte, einer langen und schwierigen Geschichte. Das Verfahren hätte nicht in dieser Stadt abgehalten werden dürfen. Die US-Regierung wusste das. Sie wählte diese Stadt, um deren andauernde Schwierigkeiten auszunutzen."
Die Entscheidung des Gerichtes wird nicht vor Ablauf einiger Monate erwartet.

Deutsch: ˇBasta Ya!

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