René

 

Brief von René vom 16. Dezember 2005

(René González hat einen allgemeinen Brief an alle seine Freunde geschrieben, mit denen er korrespondiert, der vom National Committee to Free the Cuban Five geschickt wurde, um ihm bei den hunderten von Briefen, die erhielt, zu unterstützen. Der folgende ist sein letzter: Bitte entschuldigt die Verspätung, er kam so spät mit der Post an.)
16. Dezember 2005

Lieber Freund/ liebe Freundin:

Hände der Solidarität erlauben mir nun, diese Worte an Dich zu schreiben, die sie vervielfältigen, damit sie jeden unter den Tausenden von Freunden, deren Anschriften unser Adressbuch füllen, erreichen. Freunde, mit denen ich nicht so korrespondieren konnte, wie sie es verdienen.
Es war ein langer und ermüdender Prozess, und sein Erfolg wird sich daran messen können, wie oft wir in der Lage sein werden, Dich mit diesem Hilfsmittel in gewisser Regelmäßigkeit zu erreichen. Es wird eine Erinnerung daran sein, dass wir Dich nicht vergessen und eine Möglichkeit, unsere Gedanken inbezug darauf zu teilen, wie sich unser Kampf für Gerechtigkeit entwickelt.
Ich rechne mit Deiner Nachsichtigkeit, dass Du mir die allgemein gehaltene Art dieses Briefwechsels verzeihst. Ich möchte an Deine Empfindsamkeit appellieren. Du wirst sicher verstehen, dass es unmöglich ist, eine persönliche Kommunikation mit einer gewissen Stabilität aufrechtzuerhalten angesichts Tausender Freunde am anderen Ende des internationalen Postwesens, die alle bereit sind, uns ihre Botschaften der Zuneigung, ihrer Unterstützung und Solidarität zu schicken.
Diese Solidarität nahm zu und wurde überwältigend. Aber wir können nicht vergessen, dass es mit den wenigen Briefen begann, die nach und nach kamen, um dann zu dieser Sturzflut zu werden, deren Teil Du bist, weil die ehrlicheren und sensibleren Menschen auf der ganzen Welt in der Lage waren, die Barriere des komplizenhaften Schweigens, das uns von der Medienmaschinerie auferlegt wurde, zu überwinden, die heute den Blick der Menschheit vernebelt.
Für dies alles danke ich Dir: für den Beweis von Mut und intellektueller Neugier, die es erfordert, um das zu sehen, was so systematisch versteckt wird, für die Umwandlung dieser Wissbegier in konkrete Handlungen der Liebe und Selbstlosigkeit und dafür, dass Du uns zum Gegenstand solcher Gefühle machst, die diese Handlungen auslösen.
Wir werden alles uns mögliche tun, das zu erwidern und uns so zu benehmen, wie Du es verdienst. Wir werden die große Ehre nicht vergeuden, die Du uns antust, und Du sollst immer die Genugtuung empfinden, uns unterstützt zu haben.
Wir lassen gemeinsam ein Jahr von großer Bedeutung für unsere Sache hinter uns. Bei der Entscheidung der Arbeitsgruppe für Willkürliche Verhaftungen der Menschrechtskommission sahen wir zum ersten Mal einen Hoffnungsschimmer, der kurz darauf durch das Urteil des Berufungspanels verstärkt wurde. Ein entscheidendes Jahr liegt jetzt vor uns, wenn wir mit Deiner Hilfe einen großen Schritt auf unseren Sieg zugehen.
Ich wünsche Dir zum Neuen Jahr alle Arten des Erfolgs und Glücks. Es lässt mich geehrt fühlen, dass ich es durchleben und Dich zu meinen Freunden zählen kann. Ich nähre die Hoffnung, dass dieses neue Jahr uns dem geschätzten Triumph näher bringt, dass wir eines nicht so fernen glücklichen Tages dazu kommen werden, gemeinsam zu feiern.
Eine große Umarmung

René González Sehwerert

 

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